Bis zum Jahr 2011 war der Euro eine Hartwährung. Im Sommer 2008 kletterte die Gemeinschaftswährung auf 1,60 Dollar. Es war die Zeit, in der sich in Washington ernsthafte Sorgen machte, dass der Euro dem Dollar als Weltreservewährung den Rang ablaufen könnte. Dann brach die Schuldenkrise über dern Euroraum herein. Aus dieser Zeit stammen interessante Aussagen zur Währungspolitik:
- Die EZB sei gar keine richtige Zentralbank. Eine richtige Zentralbank müsse nämlich der Regierung Kredite geben, sagte der damalige Ministerpräsident Italiens, Silvio Berlusconi.
- Über eine Geheimrats-Notenbank klagte Spaniens Außenminister José Manuel Margallo. Die Regierung in Madrid zeigte sich empört, weil sich die EZB in die Finanzierung der Staatsschulden des Landes nur sehr zögerlich einbinden ließ.
- Gelddrucken statt Reformen
- Weicher Euro statt harter Euro
Die Rolle des US-Dollar
Die US-Regierung und ihre Notenbank (Fed) betreiben ebenfalls eine massive Staatsschuldenfinanzierung per Notenpresse. Beim Thema Reformen sind die Amerikaner aber sehr viel offener als die Europäer. Präsident Biden hat einen extremen wirtschaftlichen Wettbewerb mit China ausgerufen. Mit europäischen Reformstillstand wird sich dieser Wettbewerb nicht gewinnen lassen.
Seit der Einführung des Euro hat es sich eingebürgert, dass er bei Globalisierungsschüben und beschleunigtem Wachstum in den Emerging Markets und China gegenüber dem Dollar zulegt. Aktuell ist wieder so eine Phase, und so stieg die Euro-Dollar-Entwicklung in den letzten Wochen von 1,17 auf 1,21. Knistert es im Gebälk des Finanzsystems, wird der Euro hingegen schwächer.
Auf lange Sicht ist für den Euro-Dollar-Kurs entscheidend, wer das Management mit den riesigen Schuldenbergen gewinnt.
Der Euroraum ist hier eine Konstante. Aus der dauerhaften EZB-Finanzierung der südeuropäischen Staatsschulden gibt es kein Entrinnen mehr. Weil die EZB noch und nöcher Staatsanleihen auf ihre Bücher nimmt, ist das Verhältnis von EZB-Bilanzsumme zu Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Eurozone auf 60% geklettert. In den USA liegt diese Kennzahl mit 38% deutlich niedriger.
Die USA haben Alternativen: Findet Washington im Ausland (Japan, Südkorea, Taiwan etc.) genügend Käufer für seine Staatsanleihen, erlaubt das der US-Notenbank weniger Geld zu drucken. Das Verhältnis Bilanzsumme zu BIP würde sich in den USA bei etwa 45% stabilisieren, während es in der Eurozone weiter Richtung 100% steigt. Der Euro kann dann einpacken.