In den USA sind sie am weitesten damit, ihre angerührte Inflationssoße zum kochen zu bringen. Hier lagen die Verbraucherpreise im April 2021 um merkliche 4,2% über dem Vorjahresmonat. Es folgt die Eurozone. Man ist hier zwar erst bei 1,6% Inflation.
Jedoch legten die deutschen Erzeugerpreise so stark zu wie das letzte Mal vor zehn Jahren. Diese Entwicklung wird die Verbraucherpreise in den kommenden Monaten weiter anheizen. Die Schweiz steht wie ein Fels in der Brandung. Die jährliche Inflationsrate ist bei 0,3%.
Die hohe US-Inflationsdynamik ist ein Hauptgrund dafür, warum der Euro sich derzeit so leicht tut gegenüber dem US-Dollar zuzulegen. Die Zeiten, in denen steigende Inflationsraten zu höheren Leitzinsen führten, sind ja bekanntlich vorbei.
EUR/CHF 1,15: Mär vom fairen Wert
Am Schweizer Franken beißt sich der Euro hingegen wegen der tiefen eidgenössischen Inflation die Zähne aus. Die Schweiz hat eine sehr niedrige Staatsverschuldung und damit keine Notwendigkeit sich ihrer Schulden per hoher Inflation zu entledigen.
In Europa sieht das nach der Einschätzung des früheren EZB-Chefvolkswirten, Jürgen Stark, anders aus. Die galoppierende Verschuldung werde unweigerlich in eine Inflation münden, über die sich die hoch verschuldeten EU-Staaten entschulden werden, erläutert Stark im Gespräch mit dem Magazin "Tichys Einblick".
Die Inflation in der Schweiz wird also deutlich tiefer bleiben als in den Euroländern. Dadurch wird der auf der Kaufkraftparität basierende faire EUR/CHF-Wechselkurs mit unverminderter Wucht Jahr ein Jahr aus nach unten gedrückt.
Vor diesem Hintergrund sind hohe EUR/CHF-Prognosen, die sich auf diesen fairen Wechselkurs berufen, mit Vorsicht zu genießen. Ein Beispiel: Erste Group erwartet "eine graduelle Annäherung an den von uns geschätzten fairen Wert von rund 1,15, gestützt auf Kaukraftparitäten."
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