Was bisher geschah:
- Der Euro-Franken-Kurs steigt wegen einer Abkehr von Sicheren Häfen (neben dem Franken kommt Gold unter die Räder) von 1,0740 auf 1,1150 (+3,8%) bis Anfang März 2021.
- Der Ausbruch der dritten Corona-Welle beendet den Mini-Crash des Schweizer Frankens. Der Euro sinkt bis Mitte April auf 1,0980 Franken.
- Im Euroraum findet eine Rekordausweitung der Industrieproduktion statt. Infolge klettert der Euro bis Ende April auf knapp 1,11.
- Dann die kalte Dusche: Der Devisenmarkt zollt der boomenden Schweizer Wirtschaft mehr Respekt. Der Euro sinkt auf 1,0970 Franken. Das ist der tiefste Stand seit dem 2. März 2021.
Mit der Abfederung des starken Aufwertungsdrucks auf den Schweizer Franken durch umfangreiche Devisenmarktinterventionen habe man einen wichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen Stabilisierung der Schweiz geleistet, sagt Jordan den SNB-Aktionären.
Anscheinend war dieser Beitrag zu viel des Guten. Die Schweizer Wirtschaft ist dabei zu überhitzen. Das KOF Konjunkturbarometer steigt auf einen noch höheren Stand als 2010 nach der Weltfinanzkrise.
Der Franken kann die ökonomischen Realitäten nicht ignorieren: Im Vergleich zur Eurozone ist die Schweiz auf einem gesünderen Wachstumspfad. Überdies ist sie weniger verschuldet, hat eine erheblich geringere Arbeitslosigkeit, eine höhere Innovationskraft und vieles mehr.
Kampf gegen starken Franken
Im Nachhinein ist man immer schlauer: Es wäre wohl besser gewesen, hätte die SNB den Euro-Franken-Kurs nicht so sehr aufgepäppelt. Sie hätte weniger Devisenreserven aufgehäuft und wäre nicht so anfällig für Verluste.
Eine Aufwertung des Frankens gegenüber den wichtigsten Währungen um ein Prozent führe für die SNB zu einem Verlust von 10 Milliarden Franken, rechnet Jordan vor. Man müsse weiter Kapital aufbauen, um künftige Verluste abzufedern.
Die Bereitschaft der SNB den Euro zurück über 1,10 Franken zu bringen, dürfte gering sein. Die schweizerischen Unternehmen hätten sich mit einem starken Franken arrangiert, hat die UBS herausgefunden:
"Für 57 Prozent der befragten Unternehmen ist der EURCHF-Wechselkurs nicht maßgebend dafür, ob das Unternehmen in die Verlustzone gerät, für 77 Prozent ist ein Arbeitsplatzabbau unabhängig vom EURCHF-Wechselkurs."
Der Kampf gegen den starken Franken bleibe 2020-2030 zwar ein bedeutendes Instrument der SNB. Devisenmarktinterventionen dürften aber nicht mehr so bedeutend werden wie 2010-2020, so die Einschätzung der größten Bank der Schweiz.
Fazit und Ausblick
Ein Wiedersehen des Euros mit den Marken bei 1,05 Franken und 1,00 (Parität) ist unvermeidlich. Die Schweiz ist bei den entscheidenden Fundamentaldaten erheblich besser als die Eurozone.
Trotz des aktuellen Rückfalls unter 1,10 ist der EUR/CHF-Wechselkurs nach wie vor in einem Aufwärtstrend. Die Chance stehen fifty-fifty, dass der Euro im laufenden Jahr noch einmal auf 1,1150 Franken oder höher steigt, ehe ein neuer Abwärtstrend die Devisennotierung 2022ff runterführt.
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EUR/CHF-Ausblick 2025-2030