SNB-Chef Jordan legt den Finger in die Wunde
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SNB-Chef Jordan legt den Finger in die Wunde

Der Euro-Franken-Kurs ist nach einer Lagebeurteilung des Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank (SNB) deutlich unter 1,10 abgerutscht. Thomas Jordan warnt vor einer fiskalischen Dominanz in der Eurozone. Weil die SNB keine heimischen Staatsanleihen kaufe, habe die Schweiz dieses Problem nicht.

Für den schwankungsarmen EUR/CHF-Kurs waren die letzten Handelstage einschneidend. Zunächst kam es zum stärksten Anstieg seit zwei Monaten. Der Euro kletterte auf 1,1030 Franken. Danach ging es schnurstracks auf 1,0930 abwärts.

Man darf Thomas Jordan unterstellen, dass er gerne eine Europäische Zentralbank (EZB) sehen würde, die weniger Staatsanleihen kauft. Der Euro hätte dann wesentlich bessere Chancen sich zum Franken zu befestigen. Die von der SNB im Zuge ihrer Devisenmarktinterventionen aufgekauften Euros (ca. 400 Milliarden) wären einem geringeren Verlustrisiko ausgesetzt.

Kreisdiagramm Devisenreserven Schweizerische Nationalbank 2021

Der SNB-Chef warnt im Gespräch mit der "Neuen Zürcher Zeitung" vor einer fiskalischen Dominanz in den USA und der Eurozone. Es handelt sich um eine Situation, in der die Regierungen bestimmen, wie stark die Notenbanken die Geldmenge ausdehnen (Staatsanleihen kaufen).

"Wenn irgendwann eine Verschärfung der Geldpolitik und eine Erhöhung der Zinsen nötig werden, kann es zu Spannungen kommen zwischen der Geld- und der Fiskalpolitik." Diese Gefahr bestehe in der Schweiz nicht, da die SNB keine Schweizer Staatsanleihen kaufe, so Jordan.

Die fiskalische Dominanz ist längst da, zeigt eine aktuelle Aussage des französischen Finanzministers. Bruno le Maire zweifelt an, ob die Mittel des EU-Aufbaufonds ausreichen werden. Er spricht sich dafür aus, noch mehr neue Schulden zu machen, die über die EZB-Notenpresse dann monetarisiert werden.

Für die Aussichten des Euros gegenüber dem Schweizer Franken bestehen zu können, ist das schlecht. Hinzu kommt: Jordan sagt, dass er einem Überschießen der Inflation über zwei Prozent skeptisch gegenüberstehe. Wegen diesen hawkishen Töne des SNB-Chefs findet sich der Euro-Franken-Kurs unter 1,10 wieder.

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