Der Euro hat nach einem guten Start in den Juni den Schwung verloren, und so fällt der EUR/CHF-Kurs von 1,1005 auf 1,0950. Der auf der Kaufkraftparität beruhende faire Wechselkurs beschleunigt wegen eines kräftigen Inflationsanstiegs seine Talfahrt.
Nachhaltig höhere Kurse erwarte man beim EUR/CHF nicht, sagt die Thurgauer Kantonalbank. "Mit weiteren Korrekturen nach unten bis auf 1,0900 muss man jederzeit rechnen", warnt die Schweizer Privatbank Maerki Baumann.
Die jährliche Inflationsrate in der Eurozone kletterte im Mai 2021 über das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB). So stiegen die Verbraucherpreise um 2% (in Deutschland sogar um 2,5%).
"Wir haben eine Menge Arbeit zu tun (um die Inflation anzuheben)", beschwichtigte EZB-Chefvolkswirt Philip Lane in der letzten Woche. "Dieses Narrativ eines neuen Inflationsumfelds halte ich für sehr unglaubwürdig. Ich sehe einfach keine anhaltend hohe Inflation."
Man darf sich darauf einstellen, dass EZB-Vertreter in den kommenden Wochen und Monaten Inflationsgefahren kleinreden werden. Sie tun das, um den völlig ausgeuferten Ankauf von Staatsanleihen ungestört fortsetzen zu können. Das wiederum dient dazu, die Zinsen in Südeuropa tief zu halten.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) steht hingegen laut ihrem Präsidenten Thomas Jordan einem Überschießen der Inflation über 2% skeptisch gegenüber. Das macht sie zu einer solideren Notenbank als die EZB.
"Zuletzt konnte der Franken wieder etwas zulegen. Eine mögliche Ursache stellt die Kombination aus weltweit steigendem Preisdruck und abwartenden Zentralbanken, darunter Fed und EZB, dar", analysiert die DZ Privatbank.
Eine im internationalen Vergleich niedrige Inflationsrate, wie im Fall der Schweiz, sei gemäß Kaufkraftparität positiv für eine Währung, schlussfolgert das Geldhaus.
Was oft vergessen wird: Obwohl die Inflation inzwischen mit 2% über dem Zielbereich ist, kauft die EZB Woche um Woche im Rekordvolumen Staatsanleihen. Eine Verringerung der Käufe wurde bisher kategorisch abgelehnt.
Die EZB fürchtet sich vor einem Zinsanstieg in den Euro-Südländern. Solange der Einstand der EU-Kommission als massiver neuer Schuldenmacher zur Finanzierung des EU-Aufbaufonds auf sich warten lässt, tritt die EZB voll aufs Gaspedal.
Mit einer unabhängigen Notenbank, die sich eigenen Aussagen zufolge zur Gänze dem Inflationsziel verschrieben hat, hat das natürlich nichts mehr zu tun.
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Inflations-Damoklesschwert fällt Euro auf den Kopf
02.06.21
06:47