Italiens und Spaniens Regierende werden ganz genau hingehört haben, was Jens Weidmann da gerade gesagt hat. Der Euro leider auch. Eine Voraussetzung, damit die Europäische Zentralbank (EZB) den massiven Ankauf von Staatsanleihen beendet, sei die Aufhebung aller Corona-Restriktionen, erklärt der Bundesbank-Chef.
Börsianer haben die Corona-Pandemie kennen und lieben gelernt. Wer Aktien kauft, profitiert von steigenden Infektionszahlen. Die Virusvariante Delta kommt auch für die EZB wie gerufen. Sie ist ein Alibi die radikal anmutende Geldpolitik zur Finanzierung südeuropäischen Schuldenberge fortzusetzen.
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Weidmann gehört zu den Vertretern der Falken, also jener kleinen Minderheit im EZB-Rat, die einen dauerhafte Finanzierung der Staatsschulden mittels EZB-Notenpresse eigentlich verhindern will. Dass ausgerechnet der Deutsche die Latte für den Abschied von der Notenpresse so hoch legt, war so nicht zu erwarten.
Börsianer finden es prima, dass der Bundesbank-Chef für das 1,85 Billionen Euro Anleihenkaufprogramm der EZB in die Bresche springt. Die Aktienkurse steigen. Der Dax steht kurz vor 16.000 Punkten. Kommt als nächstes die Virusvariante Epsilon, geht es wohl noch steiler hoch.
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Der Euro schwächt sich hingegen ab. Alles spricht nun dafür, dass die EZB ihre Konjunkturhilfen bis zu den französischen Präsidentschaftswahlen im Frühjahr 2022 weiterlaufen lässt. Es ist ihr Beitrag, um ein Wahlsieg der Euro-Gegnerin Le Pen zu verhindern.
Die enge Verzahnung der EZB-Konjunkturhilfen mit den Virusvarianten, den hohen Staatsschulden und der politischen Situation steht jedoch einem nachhaltigen Anstieg des Euro-Franken-Kurses im Weg. Die EZB ist extrem unglaubwürdig, wenn sie behauptet, ihr Handeln richte sich nur danach eine Inflation von knapp zwei Prozent zu erreichen. Das nagt am Vertrauen in den Euro.
Noch mehr Vertrauen in den Euro geht flöten
30.06.21
08:07