"Es ist wahrscheinlich, dass wir zu einem Zeitpunkt, meine Annahme ist September, über den Weg nach vorne diskutieren werden", sagte Finnlands Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Rehn.
Bevor Rehn eine Beendigung des auf 1,85 Billionen Euro angelegten Staatsanleihen-Kaufprogramms in Aussicht stellte, notierte der EUR/CHF-Kurs bei 1,0880. Aktuell sind es 1,0930.
Es dauerte etwas, bis Rehns Kommentare den Euro erreichten. Das lag an der US-Notenbank (Fed). Sie hat überraschend eine frühere Leitzinserhöhung und damit auch ein früheres Ende ihrer Staatsanleihenkäufe signalisiert.
Die Finanzmärkte wurden auf dem falschen Fuß erwischt. Der Euro sank zum US-Dollar zwischenzeitlich unter 1,19. Vor einer Woche notierte der EUR/USD-Kurs noch über 1,22.
Inzwischen zeichnet sich ein Ende der Schwächephase des Euro gegenüber dem US-Dollar ab. Das hilft bei den Aufwärtsbemühungen des EUR/CHF-Kurses. Gleichwohl ist die Marke 1,10 noch ein gutes Stück entfernt.
Das könnte sich ändern, sollten die EZB-Vertreter Deutschlands, Österreich und der Niederlande ebenfalls eine Abkehr vom Krisenmodus in Aussicht stellen. All zu viel erwarten darf man allerdings nicht.
Südländer pochen auf Staatsanleihen-Käufe
Die Stimmgewicht des Trios Weidmann, Holzmann und Knoot wird im EZB-Rat durch die Stimmen Maltas, Griechenlands und Portugal egalisiert. Ferner ist die stimmberechtigte deutsche EZB-Direktorin Schnabel eine glühende Anhängerin von Staatsanleihenkäufen.
Staatsanleihen-Käufe mit Geld aus der Notenpresse ist das, was früher Leitzinsveränderungen waren.
Laut dem Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer dürfte die EZB zwar im Herbst bestätigen, wie sie das Staatsanleihen-Notkaufprogramm beenden möchte. Sie werde das aber wohl "mit beträchtlichen Zugeständnissen" an die vielen Vertreter einer lockeren Linie im EZB-Rat verbinden.
In diesem Zusammenhang gilt es sich das Jahr 2019 in Erinnerung zu rufen. Damals hatte die EZB zu Jahresbeginn ihre Staatsanleihen-Käufe nach einem schier endlosen Prozess des langsamen Herunterfahrens (Tapering) beendet.
Bereits sechs Monate später wurde vom EZB-Rat der Wiedereinstieg diskutiert. Im September 2019, also noch vor dem Ausbruch des Virus, stampfte die EZB ein neues Staatsanleihen-Kaufprogramm aus dem Boden.
Dieses Mal könnte es sehr gut darauf hinauslaufen, dass man die Staatsanleihen-Käufen auf kleiner- bis mittlerer Flammen durch die Konjunkturzyklen weiterlaufen lässt.
Solange man Staatsanleihen hortet, können keine Leitzinserhöhungen stattfinden. Darüber besteht Einigkeit im EZB-Rat. Dieser Ausblick ist Wasser auf die Mühlen der Skeptiker von EUR/CHF-Prognosen bei 1,14 oder gar 1,16.