Bei einem wirtschaftlichen Aufschwung steigen normalerweise die Zinsen. Dieses Mal ist es jedoch anders. Die Notenbanken haben die Sache so gedeichselt, dass die Zinsen trotz kräftigem Aufschwung sogar sinken.
"Vielleicht sehen wir längerfristig wieder die ein Prozent bei den zehnjährigen Bunds, wenn es denn mit dem Konjunkturaufschwung klappt. Jetzt rentieren Bunds mit minus 0,4 Prozent." Das sagte der Börsenprofi Jens Ehrhardt vor einem Jahr.
Mit dem Konjunkturaufschwung hat es geklappt, mit dem Zinsanstieg allerdings nicht. 10-jährige deutsche Bundesanleihen rentieren aktuell bei -0,42%. Ihre Schweizer Pendants bei -0,41%.
Die für Franken-Kreditnehmer maßgeblichen Sätze, CHF 1-Monats-Libor und 3-Monats-Libor, liegen bei -0,75% bis -0,80%. Das ist in den meisten Fällen genug, um die in den Kreditverträgen stehenden Zinsaufschläge zu egalisieren.
Als der Euro im Frühling 2018 auf 1,20 Franken kletterte, rentierten Bundesanleihen bei +0,60%. Schweizer Staatsanleihen blieben bei 0% stehen. Das war der ideale Nährboden für den Anstieg auf den früheren Mindestkurs.
Dass der Euro gegenüber dem Schweizer Franken erneut einen Zinsvorteil von 0,60% erreicht, ist wegen den massiven und nicht endenden Staatsanleihen-Käufen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Grunde genommen nicht möglich.
Fazit
Die Zinsersparnis bei Franken-Krediten gibt es nicht zum Nulltarif. Sie wird mit einem verringerten Aufwärtspotenzial des Euro gegenüber dem Schweizer Franken bezahlt.
Der EUR/CHF-Kurs ist seit dem Beginn des Konjunkturaufschwungs lediglich von 1,07 auf 1,08 gestiegen. Die Gefahr besteht nun in einer nachlassenden Konjunkturdynamik, wie sie die sinkenden Kapitalmarktzinsen bereits signalisieren.
Der Euro würde auf seinen Tiefstand vom Mai 2020 bei 1,05 Franken zurückfallen. Ob und wann die Schweizerischen Nationalbank (SNB) eingreift, steht dann in den Sternen.