Das Wirtschaftswachstum in Frankreich, Italien und Spanien war im zweiten Quartal höher als erwartet. Der Talfahrt des Euro-Franken-Kurs tut das allerdings kein Abbruch. Im laufenden dritten Quartal könnte das Pendel wegen der Ausbreitung der Delta-Variante wieder in die andere Richtung auszuschlagen.
Ein Blick auf die Zinsen zeigt, warum der Euro dem Schweizer Franken unterlegen ist. Die Referenzanleihen der Eurozone, 10-jährige deutsche Bundesanleihen, rentieren mit -0,46% tief im Minus. Ihre Schweizer Pendants sind bei -0,40%.
Vom kurzen Ende der Zinskurve kommt noch mehr Druck auf den Euro. Die Renditen der Zweijährigen aus Deutschland purzelten in den letzten Wochen von -0,65% auf -0,77%. Bei den Kurzläufern der Schweiz war die Abnahme nur halb so stark.
Realzins-Wahnsinn
In der Schweiz beträgt der jährliche Geldentwertung momentan knapp 1%. In der Eurozone ist die Inflation auf 2,2%, in Deutschland sogar auf 3,8%, gestiegen. Der Realzins auf eine 10-jährige Bundesanleihe liegt damit aktuell bei -4,6%.
Das freut den deutschen Finanzminister, schadet aber dem Euro. In der Schweiz werden Anleger nicht so sehr geschröpft. Hier liegt der Realzins bei -1,2% und damit beinahe viermal niedriger. Das Ergebnis dieses Realzins-Wahnsinns ist ein stärkerer Schweizer Franken.
Der Euro-Franken-Kurs ist aus dem Abwärts-Kanal ausgebrochen und hat daraufhin seine Talfahrt beschleunigt. Bei 1,0740-1,0750 kollidiert er nun mit einer Unterstützungszone. Weil die steilere Talfahrt ein Verkaufsklimax darstellt, haben die Euro-Käufer eine reelle Chance, den Kurs nach oben zu bekommen.
Einem Ausbruch aus einem Abwärts-Kanal folgt in der Regel eine zweistufige Erholungsphase. In trockenen Tüchern ist der Anstieg des Euro aber noch nicht. So muss man damit rechnen, dass es zunächst noch tiefer nach unten geht und die Erholung des Euro erst bei 1,0680-1,0700 einsetzt.
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