1,0680 ist ein neuralgischer Punkt für den EUR/CHF-Kurs. Mit der Ad-hoc-Meldung über die erfolgreichen Entwicklung eines Impfstoffes vom 9. November 2020 verließ er diesen Schmerzbereich. In den darauffolgenden Monaten kletterte er nach oben und gipfelte am 4. März 2021 bei 1,1150 – einem 18-Monatshoch.
Eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung, extrem wettbewerbsfähige Unternehmen und keine Inflationsgefahren sind die Aushängeschilder der Schweizer Wirtschaft. Diese fundamentale Stärke macht den Schweizer Franken neben seinem Appeal als Sicherer Hafen attraktiv.
Auf der anderen Seite steht der Euro. Sein innerer Wert wird von den Devisenexperten der Banken chronisch überschätzt. Warum? Weil der Euro in den letzten Jahren so viel Boden gegenüber dem Schweizer Franken verloren hat, gibt es in den Köpfen der Experten oft eine gewisse Voreingenommenheit.
Irgendwann müsse der EUR/CHF-Kurs doch steigen und sich zwischen dem Hoch vom Herbst 2007 bei 1,68 und dem Tief von Anfang 2015 bei 0,94 einpendeln. Mit dieser im Fachjargon genannten Reversion-of-Mean-Denkweise kann sich das Gehirn sehr viel besser anfreunden als mit den Fakten.
Der Devisenmarkt ist extrem träge. Die Wahrscheinlichkeit, dass er immer wieder dasselbe tut (im Fall vom EUR/CHF-Kurs ist das eine beständige Abwärtsentwicklung) ist deutlich größer als eine Rückkehr in Richtung Durchschnittskurs (Reversion of Mean).
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Selbst der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann tappte einmal in diese Falle. Zu Zeiten der Finanzkrise trat er in der ZDF Sendung Maybrit Illner auf. Die Moderatorin fragte nach seiner Einschätzung zum Euro-Dollar-Kurs. Ackermann sagte, dass der Euro seit seiner Einführung auf Tief ein bei 0,90 gesunken und auf ein Hoch bei 1,60 Dollar gestiegen sei und in etwa der Mitte fair bewertet wäre.