Was bisher geschah:
- Am 1. Juli 2021 gab es für 1 Euro 1,10 Franken. Einen Tag später nur noch 1,09. Der Schweizer Einkaufsmanager-Index (PMI) für die Industrie hatte den bereits auf ein Rekordhoch gestiegenen Eurozonen-PMI noch einmal übertroffen. Das unterstrich: Der Schweizer Franken ist nicht nur eine Sichere-Hafen-Währung. In ihm steckt auch eine fundamentale Wachstumsstory.
- Die Europäische Zentralbank (EZB) versetzte dann am 8. Juli mit einer Aufweichung ihres Inflationsziels dem Euro ein Tiefschlag. EUR/CHF sank um eine weitere Stelle auf 1,08. Die EZB wird künftig auch Inflationsraten von über 2% akzeptieren. Demgegenüber steht die Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie strebt unverändert eine Inflation von 0 bis 2 Prozent an.
- Der EUR/CHF-Kurs ging dann für zwei Wochen seitwärts, ehe ihm die EZB in der letzten Juliwoche erneut einen Tiefschlag versetzte. Sie schloss Leitzinserhöhungen vor 2025 per Forward Guidance aus.
- Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann monierte daraufhin, EZB-Chefin Christine Lagarde habe der Notenbank die Agilität genommen, auf künftige Inflationsanstiege mit Leitzinserhöhungen reagieren zu können. Als es darum ging die Geldschleusen immer weiter aufzureißen, hatte sich Lagarde noch darauf berufen, die Notenbank müsse sehr agil sein.
- Wegen Lagarde's Opportunismus bekam die EZB einen weiteren Glaubwürdigkeits-Kratzer. Infolge sank der Euro bis Anfang August auf 1,0720 Franken.
Die Ausbreitung der Delta-Variante ist ein weiterer Faktor. Es lässt sich aber nicht sagen, ob sie für den Euro oder den Schweizer Franken ein größeres Problem ist. Ende 2020/Anfang 2021, als die Infektionszahlen exponentiell stiegen, entwickelte sich der EUR/CHF-Kurs oft seitwärts. Der Euro konnte sogar etwas zulegen.
Gäbe es ein neues Virus, gegen das noch kein Impfstoff entwickelt worden ist, würde der Schweizer Franken sicherlich profitieren. Wer allerdings die Ausbreitung der Delta-Variante anführt, um die Talfahrt des EUR/CHF-Kurses zu erklären, steht auf dünnem Eis.
Genausowenig lässt sich sagen, ob die Talfahrt des Euro-Franken-Kurs bei 1,0720 endet. Es besteht die Möglichkeit eines Anstieg zum Ausgangspunkt des Trendkanals bei 1,0810. Wetten darauf abschließen, sollte man aber nicht. Dem Euro fehlt es an Agilität für einen kräftigen Hochpraller.