Der Euro hat sich 2,3% gegenüber dem Schweizer Franken abgeschwächt. Am 1. Juli 2021 notierte der EUR/CHF-Wechselkurs bei 1,0990. Am 2. August 2021 bei 1,0740. Ist das Tief erreicht? Oder behalten die Euro-Verkäufer die Oberhand und drücken den Wechselkurs weiter runter?
Eine erneute Franken-Stärke dürfte der Schweizerischen Nationalbank (SNB) kaum schmecken, skizzierte das Devisen-Research der Deutschen Bank vor gut einem Monat. Nun ist die Frankenstärke da. Es gibt allerdings bisher keine Anzeichen für Euro-Stützungskäufe seitens der SNB.
Der Euro ist trotz seiner Verluste immer noch im Soll. Anfang 2021 notierte er bei 1,0810 Franken und war damit um 0,6% stärker als aktuell. Im Durchschnitt schwächt sich der Euro jedes Jahr um 1,5-2% zum Schweizer Franken ab. Daher liegt es nahe, dass die SNB erst bei 1,06 beginnt zu intervenieren.
Die Inflationsrate in der Schweiz sei weiterhin zu niedrig, schreibt die DZ Privatbank. Tatsächlich stiegen die Verbraucherpreise zuletzt um 0,8%. Die SNB hält ihr Inflationsziel erreicht, wenn das Preisniveau pro Jahr zwischen 0 und 2% ansteigt.
"Unser geldpolitisches Konzept ist eine Erfolgsgeschichte", sagte SNB-Präsident Thomas Jordan erst kürzlich im Gespräch mit der "Neuen Zürcher Zeitung". Jordan hat bereits mehrmals klargestellt, dass er der EZB nicht nacheifern wird, in dem er das Inflationsziel aufweicht.
Der Verweis auf eine zu niedrige Inflation in der Schweiz ist somit nicht korrekt. Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass die meisten Banken-Auguren mit ihren Euro-Franken-Prognosen oft im Dunkeln tappen.
Ein Blick auf die monatliche EUR/CHF-Kursentwicklung (eine Kerze bildet den Zeitraum eines Monats ab) zeigt, dass für den Euro etwas kaputtgegangen ist. Wie sich nun herausgestellt hat, war sein Anstieg von 1,05 auf 1,1150 Franken zwischen Mai 2020 und März 2021 eine bärische Flagge.
Sie signalisiert eine Fortsetzung des Abwärtstrends, der bei 1,20 im April 2018 begonnen hatte. Bis Anfang 2023 muss man mit einem Rückgang des Euro-Franken-Kurses auf 1,04 Franken rechnen. Der Euro läge damit im Soll seiner durchschnittlichen jährlichen Abwertung von 1,5-2%.