Die v-förmige Erholung des Euro nimmt Gestalt an, und so klettert der EUR/CHF-Kurs von 1,0720 auf 1,0810. Man rechne mit 1,11 am Jahresende, so Raiffeisen Salzburg. Bei Raiffeisen Schweiz sieht man den Euro in drei Monaten auf 1,09 Franken.
Die US-Notenbank (Fed) wird in den kommenden Wochen beginnen ihre massiven Anleihenkäufe zu verringern (Tapering). Spätestens dann sollte das Thema auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) auf der Tagesordnung stehen. Wartet die EZB zu lange, wird sich der Euro zum Schweizer Franken wieder abschwächen.
Denn die deutschen Exporte müssten schon ziemlich sprudeln, damit sich der Euro über 1,10 Franken befestigt. Hintergrund: Es braucht einen Ausgleich für die in den letzten Wochen besiegelte endgültige Abkehr der EZB von der Stabilitätspolitik der Deutschen Bundesbank.
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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf der anderen Seite behält ihren Stabilitätsanker bei. Sie strebt weiterhin eine Inflation von 0 bis 2 Prozent an.
Der stärkere Kontrast zwischen SNB und EZB beim Umgang mit der Inflation ist für den über das Jahr 2021 reichenden längerfristigen EUR/CHF-Ausblick wichtig. Er steht einem steilen Anstieg, wie man ihn zwischen August 2017 und April 2018 sah, entgegen. Damals kletterte der Euro von 1,10 auf 1,20 Franken.
In den kommenden Wochen und Monaten braucht der Euro etwas, um den Inflationsschaden vorübergehend zu kitten. Das kann nur eine Verringerung der Staatsanleihen-Käufe sein. So könnte die EZB ein größeres Runterfahren der Käufe versprechen, dann aber Ende 2021 wieder davon abrücken.
Dadurch wäre eine steile, v-förmige, Erholung des Euro möglich, die im Herbst bei 1,10-1,11 Franken gipfeln würde. Anschließend würde sich herausstellen: Die EZB hat geflunkert: Sie kann und will nicht aus den Staatsanleihen-Käufen aussteigen. Der Euro-Franken-Kurs würde im ersten Quartal 2022 auf etwa 1,06 sinken.