Für den Euro beginnen nun seine starken Monaten. Die Talfahrt des EUR/CHF-Kurses nähert sich dem Ende. Kommt es jetzt, wie so oft in den letzten Jahren, zu einer Abschwächung des Schweizer Franken?
Aus der Sicht der meisten Devisenexperten ist der Schweizer Franken überbewertet. Der faire EUR/CHF-Kurs liegt laut der Erste Group bei etwa 1,15. Österreichs größte Bank rechnet mit einer "graduellen Annäherung" an diesen Wert.
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August bis Dezember ist die Zeit des Euro. In den letzten sechs Jahren wurde er in diesem Zeitraum viermal stärker und blieb einmal stabil. Der Schweizer Franken wurde lediglich einmal stärker. Das war 2018, als der EUR/CHF-Kurs im Frühjahr auf 1,20 hochgeschossen war und anschließend abwärts korrigierte.
Die entscheidende Frage: Hat der Euro mit dem dreimaligen Rückfall auf 1,0720 Franken in der ersten Augustwoche die vielen schlechten Nachrichten von der Europäischen Zentralbank (EZB) verdaut?
Von großer Tragweite für den EUR/CHF-Kurs wird das Runterfahren der coronabedingten Staatsanleihen-Käufe (Tapering). EZB-Chefin Lagarde hat sich zwar als geldpolitische Taube klar positioniert und damit an die Seite der einer extrem lockeren Geldpolitik zugewandten Südeuropäer gestellt.
Sie dürfte nun allerdings kleine Zugeständnisse an die Falken machen. Die Vertreter Deutschlands, Österreichs, der Niederlande und Belgiens schluckten viele Kröten, um die Handlungsfähigkeit der EZB sicherzustellen. Sie haben dabei die Interessen ihrer Länder hinten angestellt.
Um einen Konflikt im EZB-Rat zu vermeiden, dürfte Lagarde als nächstes auf diese Vertreter mit einer Abschmelzung der Staatsanleihenkäufe zugehen. Alsbald die Tapering-Gerüchteküche brodelt, hieße es dann Buy the Rumour - Buy the Euro. Der EUR/CHF-Kurs könnte ginge dann bis Dezember auf Anstiegskurs.
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