Als es drauf ankam, haben dem Euro die Nerven versagt. Ein Anstieg auf 1,0905 Franken stellt sich als vorübergehend heraus. Das große Bild, wonach der Schweizer Franken auf Kurs ist zwei Jahrzehnte gegen den Euro aufzuwerten, bleibt allgegenwärtig.
"Gegenüber dem Schweizer Franken musste der Euro nachgeben und der Kurs kam bis auf 1,0836 zurück", kommentiert die Thurgauer Kantonalbank. Der (kurze) Aufwärtstrend der EUR/CHF-Kurs sei gestoppt worden, streicht die St.Galler Kantonalbank heraus.
Die Chancen des Euro gegenüber dem Schweizer Franken bestehen zu können, trüben sich ein. Dem Eurokurs gelang es nicht den Widerstand bei 1,0920, der den Weg auf 1,10 versperrt, zu knacken.
Mit dem Rücklauf in den tiefen 1,08er-Bereich drehte die Stimmung dann recht schnell. Bei 1,0870 haben die Schweizer-Franken-Fans einen weiteren Stolperstein in Form eines charttechnischen Widerstands platziert, an dem sich der Euro künftig den Kopf stoßen wird.
Im Oktober 2007 kostete der Euro 1,68 Franken. 14 Jahre später sind es 1,08 Franken. Das Minus von 36% ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht das Ende der Fahnenstange. Der Abwärtstrend ist nach wie vor intakt.
Man kann argumentieren, dass der EUR/CHF-Kurs seit 2015 in einer Seitwärtsbewegung zwischen 1,05 und 1,20 hin und her pendelt. Dies sei eine Bodenbildung und ebne den Weg für einer Erholung des Euro.
Mitnichten! Bei der Seitwärtsbewegung handelt es sich um ein Pullback (bärische Flagge) des Sinkflugs von 1,68 im Oktober 2007 auf 0,98 Anfang 2015. Sinkflug und bärische Flagge konstituieren den inzwischen seit 14 Jahren währenden Abwärtstrend.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat mit ihren massiven Euro-Stützungskäufen das Lesen des EUR/CHF-Charts erschwert:
Hätte die SNB den Wechselkurs in Ruhe gelassen, wäre der Euro deutlich tiefer unter 0,98 Franken gefallen, hätte sich aber anschließend auf etwa 1,30 erholt, anstatt bei 1,20 hängenzubleiben. Der den langfristigen Abwärtstrend konstituierende Sinkflug und der Pullback wären überdeutlich zu sehen.
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EUR/CHF-Ausblick 2023