Wie soll der Euro dem Schweizer Franken ein paar Prozente abtrotzen, wenn er sich noch nicht einmal gegenüber dem unangefochtenen Spitzenreiter unter den Schulden- und Defizitwährungen, dem US-Dollar, behaupten kann?
Aktuell befindet sich der Euro-Franken-Kurs in einer Stabilitätszone zwischen 1,08 und 1,09. Beim Euro-Dollar-Kurs geht es mit knapp 1,17 weniger stabil zu. Er fällt immer tiefer und heizt damit die Inflation in der Eurozone über die Importschiene von Rohstoffen und Energieträgern an.
Lügen, wenn es ernst wird
Es gebe kaum Hinweise auf erhöhte Inflationsrisiken, behauptet Christine Lagarde bei einer Anhörung vor dem EU-Parlament. Bleibt abzuwarten, ob sich die Französin das Verhalten von Jean-Claude Juncker während der Eurokrise zu eigen macht ("Wenn es ernst wird, muss man lügen").
Die Deutsche Bundesbank rechnet jedenfalls für ihr Tortenstück der Währungsunion, das ist ja kein kleines, mit einem Anstieg der Inflation in den nächsten Monaten Richtung fünf Prozent.
Bei der EZB gehe davon aus, dass die Inflation mittelfristig unter dem Ziel von zwei Prozent bleiben werde, sagt Lagarde. Die Teuerung in der Eurozone kletterte zuletzt auf drei Prozent und lag damit um 50% über diesem Ziel.
Währungsgefüge kaputt
Die USA steuern bei den Staatsfinanzen auf italienische Verhältnisse zu. Die Staatsschulden zur Wirtschaftsleistung betragen 140%. Tendenz: Weiter steil steigend. Das Handelsdefizit wird auf einen Rekord von über einer Billion US-Dollar in diesem Jahr klettern. Der negative Außenbeitrag kostet die US-Wirtschaft knapp fünf Prozent Wachstum.
Es sind wahnsinnige Schulden und Defizite, die da von der US-Regierung gemacht werden. Dem US-Dollar schaden sie bisher nicht. Auch eine Inflation in Amerika von über fünf Prozent sind kein Problem. Anleger sehen den Dollar im Vergleich zum Euro als kleineres Übel. Irgendwann wird sich das über dem US-Dollar zusammenbrauende Gewitter allerdings entladen.
Dann schlägt die Stunde des Schweizer Franken, der wegen extrem niedrigen Schweizer Staatsschulden und einem hohen Exportüberschuss auf einem sehr soliden Fundament steht. Der Franken wird dann zum US-Dollar erheblich aufwerten, der Euro (wegen Lagarde) nicht so sehr.
Das Ergebnis wäre eine Fortsetzung des in der ersten Jahreshälfte 2018 bei 1,20 begonnenen EUR/CHF-Abwärtstrends. Dem dürften auch die Anhänger von Fibonacci-Retracements zustimmen. Die Konstellation zeigt für die kommenden zwölf Monate ein Rückfall des Euro auf 1,05 Franken an.