Der Euro legt nach einem klugen Wahlentscheid des deutschen Stimmvolkes gegen den Franken etwas zu. Politische Devisenmärkte haben kurze Beine. Die Bundestagswahl ist bereits Schnee von gestern. Es geht jetzt um andere Themen. Beißt den Euro eine hohe Herbst-Inflation?
Die Finanzmärkte reagieren ähnlich wie nach der letzten US-Präsidentschaftswahl. Sie gehen extrem rasch zur Tagesordnung über:
- Der deutsche Wähler versagt einem Rot-Rot-Grünen Linksbündnis, das in Währungsfragen auf europäischer Ebene wohl nicht abgeneigt gewesen wäre, zusammen mit Frankreich und Italien für einen Euro möglichst weichen Euro einzutreten, eine Mehrheit.
- Die seit 16 Jahren regierende und in Finanz- und Wirtschaftsfragen ausgehöhlte CDU wird abgestraft. Die Merkel-Partei verließ sich darauf am Schuldenmachen dank Negativzinsen zu verdienen und die Erlöse in staatsquotenaufblähende Projekte zu stecken.
Nach denen für die Verhältnisse des Euro-Franken-Kurses großen Ausschlägen der letzten Wochen findet sich die Devisennotierung in einer Seitwärtsbewegung zwischen 1,0810 und 1,0870 wieder. Es stellen sich zwei Gretchenfrage:
- Hat der Euro mit dem Anstieg auf 1,0940 Franken am 17. September 2021 seinen herbstlichen Aufwind, den ihn fast jedes Jahr ereilt, bereits ausgeschöpft?
- Oder geht es in den kommenden Wochen doch noch auf 1,10 und höher?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine leichte Verringerung ihrer Staatsanleihenkäufe für das Schlussquartal angekündigt. Insidern zufolge werden die monatlichen Käufe unter dem Notfallprogramm Pepp um zehn Milliarden Euro abgeschmolzen.
Großbanken, die mehrheitlich einen Eurokurs von 1,12 Franken erwarten, reicht dieser Mini-Schritt Richtung restriktivere Geldpolitik aus, um ihre hohen Prognosen zu rechtfertigen.
Kritiker verweisen darauf, dass die Eurozone trotz sehr viel geringerer Wirtschaftsleistung weiterhin deutlich mehr Staatsschulden mit Papiergeld monetarisieren wird als beispielsweise die USA.
Hinzu komme eine höhere Inflation: Hier könnte ein heißer Herbst bevorstehen. Die Gas- und Strompreise sind rasant gestiegen. Überdies stehen Tarifverhandlungen mit saftigen Lohnerhöhungen an.
Es steht zu befürchten, dass die Inflation in den Euroländern um zwei bis drei Prozentpunkte die Inflation in der Schweiz übersteigen wird. Das wäre ein historischer Höchstwert und spräche für eine Talfahrt des Euros Richtung 1,05 Franken.