Die Kursgewinne des Euro sind die größten seit dem fulminanten Anstieg zu Jahresbeginn, und so klettert der EUR/CHF auf knapp 1,09. Steht der Schweizer Franken vor einer Schwächephase? Oder handelt es sich um ein Bluff des Euro, der jeden Moment auffliegen kann?
Schweizer Exporteure, die Euro-Umsatzerlöse in Franken tauschen, freuen sich über den stärkeren Euro. Generell gilt aber: Für diese hochwettbewerbsfähigen Unternehmen aus der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM) ist nicht entscheidend, ob es für 1 Euro 1,05, 1,08 oder 1,10 Franken gibt.
Dem Ökonomieprofessor und Beratungsfirmen-CEO Klaus Wellershoff zufolge sei der Franken lediglich etwas überbewertet: Die Schweizer Unternehmen hätten ihre Produktivität deutlich verbessert. Dies habe ihnen dabei geholfen mit dem starken Franken zurechtzukommen, zitiert der Schweizer Rundfunk Wellershoff.
Der faire EUR/CHF-Wechselkurs basierend auf der Kaufkraftparität liegt laut der Schweizer Unternehmensberatung Fahrländer Partner bei 1,15. Der faire Kurs ist jedoch wegen des sich ausweitenden Inflationsunterschieds am sinken und wird womöglich niemals erreicht.
In der Eurozone erhöhten sich die Verbraucherpreise im August um merkliche 3% gegenüber dem Vorjahr. In der Schweiz waren es 0,9%. Der Inflationsunterschied von 2,1% ist historisch hoch. Vor diesem Hintergrund lässt sich die gegenwärtige Stärkephase des Euro als eine Art Bluff einstufen.
Wann fliegt dieser Bluff auf? Vielleicht schon in den kommenden Tagen, vielleicht aber auch erste gegen Jahresende. Der Devisenmarkt ist sehr träge. Etabliert sich ein Aufwärtstrend des Euro zum Schweizer Franken, kann es einige Monate dauern, bis er endet.
Eines lässt sich mit Sicherheit sagen: Der Schweizer Franken wird den Euro, der heute eine Mixtur aus italienischer Lira und französischen Franc ist und kaum noch Eigenschaften der stabilitätsorientierten Deutschen Mark aufweist, in den kommenden Jahren mit Leichtigkeit in Schach halten.
Der Euro ist nicht so stark wie er aktuell vorgibt
03.09.21
06:30