Plötzlich ist Sicherheit, die der Schweizer Franken wie keine andere Währung garantiert, gefragt. "Droht der zweitgrößten Wirtschaft der Welt ihr Lehman-Moment?", fragt sich der China-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen. Ein im Gebälk knisterndes Finanzsytem ist für den Euro problematischer als für den Franken.
Nach drei Tagen mit guten Gewinnen für den Euro und einem Anstieg auf 1,0940 Franken kündigt sich eine Unterbrechung an. Aktien des kriselnden chinesischen Immobiliengiganten Evergrande brechen zu Wochenbeginn um 10% ein.
Aktien-Hausse und hohe Risikobereitschaft hängen plötzlich am Rockzipfel der chinesischen Regierung. Peking solle rasch zur Tat schreiten und Evergrande retten, fordern amerikanische und europäische Vermögensverwalter.
"Bricht der Immobilienkonzern Evergrande zusammen, droht eine Kettenreaktion", schreibt die Frankfurter Allgemeine. Chinas Regierung habe erkennen lassen, den mit 300 Milliarden Dollar verschuldeten Immobilienkonzern Evergrande nicht vor einer Pleite bewahren zu wollen.
Dauer-Krisenmodus
Zaghafte Bemühungen von Europäischer Zentralbank (EZB) und US-Notenbank (Fed) die massiven Konjunkturhilfen abzubauen, könnten einen Dämpfer erfahren. Stattdessen dürften Frau Lagarde und Herr Powell in ihre Rettungshubschrauber steigen und noch mehr Papiergeld abwerfen.
Noch ist es nicht soweit: Für 1 Euro gibt es aktuell 1,0920 Franken. Damit kostet er mehr als zu Jahresbeginn (1,0850). Auch aus einem 12-Monatsvergleich geht die Gemeinschaftswährung als Sieger hervor. Im September 2020 war der EUR/CHF-Kurs unter 1,08.
Zum Thema: Wann wird der Schweizer Franken wieder schwächer?
Die von der EZB gerade angekündigte moderate Drosselung der Staatsanleihenkäufe könne jederzeit wieder zurückgenommen werden. Darauf wies Karsten Junius, Chefökonom bei J. Safra Sarasin, im Gespräch mit cash.ch hin. Junius sieht den Euro Ende 2021 bei 1,08 Franken und Mitte 2022 bei 1,06.