Die Fortsetzung der Spätsommer-Rallye braucht eine Startrampe. Die Grundlage dafür sei die Korrektur des Euro von 1,0940 auf 1,0810 Franken, sagen die Optimisten. Von einer Korrektur könne keine Rede sein, entgegnen die Pessimisten. Vielmehr melde sich gerade der Abwärtstrend, der EUR/CHF zwischen März und August 2021 von 1,1150 auf 1,07 absacken ließ, zurück.
Der Euro-Franken-Kurs notiert aktuell bei 1,0850 und befindet sich damit in einer Seitwärtsbewegung. Steigende Kapitalmarktzinsen sprechen für einen Ausbruch aus dieser Range nach oben. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren aktuell bei -0,20% – nach -0,50% Ende August. Seinerzeit gab es für 1 Euro lediglich 1,07 Franken. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) musste intervenieren.
Auf der anderen Seite ist es um die Risikobereitschaft momentan nicht zum Besten bestellt. Dicke Verluste an den Aktienmärkte kommen dem Schweizer Franken entgegen. Nach dem zu Beginn der letzten Woche von den Finanzproblemen des chinesischen Immobiliengiganten Evergrande ausgelösten Selloff läuft derzeit die zweite Verkaufsrunde.
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Weder die steigenden Kapitalmarktzinsen noch die sinkende Risikobereitschaft können beim Euro-Franken-Kurs aktuell die Oberhand gewinnen. Das Ergebnis ist eine Seitwärtsbewegung. Bricht der Euro nach oben aus, wäre eine Anstieg auf 1,09-1,10 angezeigt. Die Optimisten würden das als Zeichen einer Fortsetzung der Ende August bei 1,07 gestarteten Rallye sehen.
Das musste ja so kommen, als der Euro seit März in einem Abwärtstrend ist, werden die Pessimisten bei einem Ausbruch nach unten feststellen. Überdies gelte es die jährliche, durchschnittlichen Abwertung des Euro von 1,5% zu berücksichtigen. Anfang 2021 gab es für 1 Euro 1,0810 Franken. Nimmt man 1,5% davon weg, ergibt sich ein Jahresschlusskurs von 1,0650.
Wann der entscheidende Ausbruch kommt und wie viele Fehlausbrüche zuvor stattfinden, lässt sich nicht sagen. Den Beginn des vierten Quartals am Freitag sollte man aber im Auge behalten. Die großen Player am Devisenmarkt (Banken, Pensionskassen und multinationale Konzerne) könnten sich dann beim Euro-Franken-Kurs neu positionieren und damit die Richtung vorgeben.