Ausufernde Staatsanleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) werden den Euro nicht daran hindern gegenüber dem Schweizer Franken zuzulegen. Zu diesem Ergebnis kommen die größten Banken Deutschlands und Frankreichs. Nicht-Eurozonen-Banken widersprechen vehement.
"Im weiteren Jahresverlauf könnten die Renditen der Anleihen der Eurozone weiter ansteigen und der EUR/CHF-Kurs deshalb auf Sicht von sechs Monaten von aktuell 1,092 (Stand: 17.09.2021) leicht auf 1,10 zulegen", erläutert die Deutsche Bank.
Während sich die Bilanzsumme der EZB Richtung der 10-Billionen-Euro-Marke nähert (bei Pandemiebeginn waren es weniger als 5 Billionen Euro), wird der Euro auf 1,14 Franken (bis März 2022) steigen, prognostiziert BNP Paribas.
Nicht-Eurozonen-Banken widersprechen. "Wir würden erwarten, dass EUR/CHF kurzfristig tiefer notiert und mittelfristig sogar unter unser aktuelles Ziel von 1,0650 fallen könnte", meint die Credit Suisse.
Die englische Barclays Bank rechnet im nächsten halben Jahr mit einem Rückfall des Euro auf 1,07 Franken. Die Bank J. Safra Sarasin schlägt mit EUR/CHF-Prognosen von 1,07 (Juni 2022) und 1,06 (Dezember 2022) in die gleiche Kerbe.
Lagarde's Peitsche
Indes hat EZB-Chefvolkswirt Philip Lane einen Versuch unternommen, sich vor der Staatsanleihen-Kaufpeitsche seiner Chefin in Sicherheit zu bringen.
Lane habe in einem Gespräch mit deutschen Bankenvolkswirten angedeutet, dass die EZB den Einlagenzins im Jahr 2023, und damit ein Jahr früher als erwartet, anheben könnte, meldet die Financial Times.
Lagarde ließ das umgehend von einem Pressesprecher dementieren. Lane's Äußerungen seien missverstanden worden, teilte die EZB-Zentrale mit.
Der Ire ist die einzige Chance, die der Euro hat um gegenüber dem Franken bestehen zu können. Hält er die ausufernde Kreditvergabe der EZB an die Euroländer für nicht länger vertretbar, würde das eine restriktivere Geldpolitik bedeuten.
Lane weiß natürlich, dass er in Deutschland kritisch beäugt wird. Irland hatte bei seinem Euro-Beitritt mit 4% die seinerzeit höchsten Inflationsraten. In Deutschland lag die Inflation zuletzt ebenfalls bei 4%. Stabile Preise sehen anders aus.
Weiterlesen:
Auf einen Iren kommt es an