"The lady isn't tapering." Diese Aussage von EZB-Chefin Lagarde bringt den Euro in Bedrängnis. Der Schweizer Franken ist plötzlich wieder gefragt. Infolge fällt der EUR/CHF-Kurs sturzbachartig von 1,0905 auf 1,0835.
Die Europäische Zentralbank (EZB) kündigt an, ihre Staatsanleihenkäufen im vierten Quartal 2021 moderat zu verringern. Eine Drosselung (Tapering) ist das nicht. Notenbankchefin Lagarde rast künftig mit 210 km/h anstatt mit 220 km/h über die Autobahn. Die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h wird sie weiter gänzlich ignorieren.
"Die gesamten Ankäufe von Vermögenswerten werden im kommenden Quartal voraussichtlich mit einer durchschnittlichen monatlichen Rate von rund 90 Milliarden Euro fortgesetzt", erläutert der Chefvolkswirt von Capital Economics, Andrew Kenningham.
Inflationsunterschied
Der Euro legte seit Ende August gegenüber dem Schweizer Franken merklich zu. Er verteuerte sich von 1,0740 auf 1,0905. Antriebsfeder waren Hoffnungen auf etwas Substanzielles von der EZB, nachdem die Inflation in der Eurozone auf 3% stieg, in Deutschland sogar auf knapp 4%.
Die Inflationsaussichten wurden "leicht nach oben korrigiert", sagt Lagarde schmallippig zum Thema Geldentwertung. Der Inflationsunterschied zur Schweiz, wo die Verbraucherpreise lediglich mit einem Tempo von 1% steigen, weitet sich aus.
Die Aussage über sich selbst, "Lady Lagarde isn't tapering", zeigt damit einmal mehr: Die Französin und ein stärkerer Euro zum Schweizer Franken sind zwei Dinge, die sich gegenseitig ausschließen. Sie folgt dem Kurs ihres Vorgängers. In den acht Jahren Draghi sank der Euro-Franken-Kurs 11%.
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