Deutsche Industrieunternehmen zogen deutlich mehr Neuaufträge an Land als erwartet. Die Auftragseingangsdaten sind zwar etwas "alt", als sie die Lage im Juli 2021 abbilden. Das Plus von 3,4% macht diesen Makel aber wett, zumal Analysten mit einem Rückgang von 0,7% gerechnet hatten. Ferner korrigierte das Statistische Bundesamt den Juni-Auftragseingang von 4,1% auf 4,6% nach oben.
Mit den positiven Vorgaben aus Europas größer Volkswirtschaft im Rücken klettert der Euro auf knapp 1,09 Franken. Dort erreicht er ein Plateau. Angesichts des stärksten Anstiegs des EUR/CHF-Kurses seit einem halben Jahr (vor zwei Wochen gab es lediglich 1,0695 Franken für 1 Euro) setzen Gewinnmitnahmen ein.
Schweizer Exporteure beim Wechselkurs gut aufgestellt
Mit einem Eurokurs von 1,08 Franken könne man gut leben. "Wir haben uns an diese Situation angepasst", sagt Jens Breu, Chef der Schweizer Firma SFS Group, einem Hersteller von Präzisionsteilen für die Elektronik- und Autoindustrie. "Intern habe SFS sogar eine Euro-Franken-Parität simuliert mit dem Resultat, dass "wir damit nicht mehr im grünen aber noch im gelben Bereich wären", so Breu im SRF.
Angesichts des Euro-Anstiegs auf knapp 1,09 Franken erscheint es aus Unternehmenssicht sinnvoll, sämtliche Euro-Umsatzerlöse in Franken zu tauschen. Möglicherweise musste man im letzten Monat zu einem recht tiefen Kurs von 1,07 umwechseln.
Jedes Unternehmen hat seine eigene Vorgehensweise. Einige wechseln zum Beispiel Euro-Eingänge gleich nach Zahlungseingang in Schweizer Franken um, weil man nicht spekulieren will. Andere haben ein bestimmten Stichtag, beispielsweise den 15. oder 30. jeden Monats.
Oder sie lassen sich von einem Banken-Devisenexperten betreuen. Schweizer Exportunternehmen können sich beispielsweise den aktuellen EUR/CHF-Kurs von knapp 1,09 per kostenpflichtigem Hedging für ein halbes Jahr sichern. Das führt dazu, dass am Devisenmarkt schon heute Euro-Verkaufsorders abgearbeitet werden, was den EUR/CHF ebenso drückt wie Cash-Verkäufe von Euro-Umsatzerlösen.
Der Anstieg des Euro hat in den letzten drei Handelstagen an Schwung verloren. Die Kerzen haben jedwedes bullisches Momentum eingebüßt. Handelt es sich hierbei um einen Pullback (Unterbrechung mit leichten Kursverlusten), käme es im späteren Wochenverlauf zu einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung und der Bildung weiterer, dicker, bullischer Tages-Kerzen.
Ein Reversal würde hingegen das Ende der Aufwärtsbewegung einläuten. Der Euro verlöre ein Drittel bis zwei Drittel seiner Gewinne. Ein gutes Kursziel für ein Reversal läge bei 1,0780. Hier ist der Beginn eines Aufwärts-Channels (sieht man auf 4-Stunden-Chart besser als auf dem hier vorliegenden Tages-Chart). Kurse tendieren dazu, sich zum Beginn eines Channels zurückzubewegen.
🔗Starker Franken – und niemand klagt, SRF, 02.09.2021