Der Euro hat nach vielversprechenden Wochenauftakt eins auf den Deckel bekommen, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 1,0840. Die Schwächephase des Euro zieht sich wie ein roter Faden durch den Devisenmarkt. Ursache: Bei den Zinsen gibt es überhaupt keine Hoffnung.
"Die Entscheidung der EZB für eine sehr moderate Reduzierung ihres Anleihe-Kaufvolumens war an den Finanzmärkten erwartet worden und führte daher nicht zu Irritationen", erläuterte Chefvolkswirt Ulrich Kater von der DekaBank.
Ein wenig Hoffnung gab es allerdings schon, dass die EZB die bei 3% liegende Inflation nicht einfach vom Tisch wischt. Im Vorfeld stieg der Euro mit 1,0905 Franken auf ein 2-Monatshoch. Auch gegenüber US-Dollar und Britischem Pfund legte er zu.
Diese Hoffnungen wurden enttäuscht ("The Lady isn't tapering"). Anschließend fiel der Euro-Pfund-Kurs am deutlichsten. Die Bank von England ist auf Kurs bereits im nächsten Jahr ihren Leitzins anzuheben. Die EZB hat Leitzinserhöhungen bis 2025 ausgeschlossen.
2023 werden dann die Amerikaner an der Zinsschraube drehen. Als ausgemachte Sache am Devisenmarkt gilt, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) erst nach der EZB die Zinsen erhöht.
Emanzipiert sich die SNB?
"So eindeutig wie selten zuvor weist die Schweizerische Nationalbank auf Risiken am Hypothekar- und Immobilienmarkt hin", schreibt die Neue Zürcher Zeitung. Ob die SNB also wirklich bereit ist noch vier Jahre auf die EZB zu warten, um diese Ungleichgewichte entgegenzutreten, darf bezweifelt werden.
Die Risiken, dass die EZB früher als von den Finanzmärkten erwartet mit einer Leitzinserhöhung zur Tat schreitet, sind hingegen sehr gering. Vielmehr dürfte sie die Zinsen sogar senken.
Zwischen 2022-2024 wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem konjunkturellen Abschwung kommen. Auf diesen wird die EZB dann mit einer weiteren Leitzinssenkungen und erhöhten Staatsanleihen-Käufen antworten. Spätestens dann hätte der Euro keinerlei Chance mehr auf 1,10 Franken zu steigen.
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