Die Schere zwischen der größten und der besten Währung Europas geht auseinander, und so kommt es zu einem tiefen Rückfall des EUR/CHF-Kurses auf 1,0660. Ein deutlicher Anstieg der Inflationserwartungen zusammen mit dem Rücktritt des gerade vor diesen Risiken warnenden Bundesbank-Präsidenten sind zu viel für den Euro.
Schweizer Einkaufstouristen wird es freuen. Ihr Franken ist so stark wie das letzte Mal im Juli 2020. Neue Einkaufsmanager-Daten zeigen: Die Eurozone nimmt Kurs auf eine Stagflation. Im Oktober wurde das schwächsten Wirtschaftswachstum seit sechs Monaten und ein Rekord-Preisanstiegs verzeichnet, meldet IHS Markit. Vor diesem Hintergrund wäre ein Absinken des EUR/CHF-Kurses auf das Tief vom Mai 2020 bei 1,05 nicht unverdient.
Die fünfjährigen Inflationserwartungen für die Eurozone klettern auf 2%. Zu Jahresbeginn lagen sie noch bei 1,3%. Ex-EZB-Chef Draghi hatte im Sommer 2014 auf dem Notenbanksymposium in Jackson Hole diesen Indikator aus dem Ärmel gezaubert. Seinerzeit waren die Inflationserwartungen am sinken. Draghi nutzte das, um in den massenhaften Ankauf von Staatsanleihen einzusteigen, von dem er jetzt als italienischer Ministerpräsident profitiert.
Ginge es mit rechten Dingen zu, wäre die aktuelle Führung der Europäischen Zentralbank (EZB) wegen den deutlich gestiegenen Inflationserwartungen und der aktuellen Inflation von 3,4% angehalten, einen restriktiveren geldpolitischen Kurs einzuschlagen. Sie tut es aber nicht. Damit wird die EZB von Tag zu Tag unglaubwürdiger, und das schwächt den Euro.
In der Schweiz gibt es hingegen Währungshüter, die ihrer Berufsbezeichnung gerecht werden. Die Inflation beträgt 0,9%, die Inflationserwartungen sind verankert. Die Schweizerinnen und Schweizer, die täglich mit dem Franken bezahlen, können sich also sicher sein, dass ihnen ihre eigene Notenbank nicht in den Rücken fällt. Die, die täglich mit dem Euro bezahlen, haben diese Sicherheit nicht.
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