-1,9%: Um so viel hat sich der Euro gegenüber dem Schweizer Franken abgeschwächt. Es macht einen großen Unterschied, ob der EUR/CHF-Kurs knapp zwei Prozent tiefer steht. Denn nun winkt ein neues Jahrestief, mit dem die Stimmung am Devisenmarkt endgültig kippen würde.
Vor drei Wochen lag ein Anstieg des Euro auf 1,10 Franken in der Luft. Der Wechselkurs notierte bei 1,0940. Diese Chance besteht wegen des Rückfalls auf 1,0730 inzwischen nicht mehr.
Der Franken ist derzeit nicht so sehr wegen seiner Eigenschaft als sicherer Hafen gefragt. Antriebsfeder der Frankenstärke ist die robuste Konjunktur in der Schweiz. Sie erweist sich widerstandsfähiger als in den Euroländern.
Laut einer aktuellen Erhebung des Instituts Sentix befindet sich die Schweiz auch im Oktober 2021 in einer wirtschaftlichen Boomphase. Die Eurozone ist mit einem "Aufschwung" eine Stufe darunter.
Gelänge es dem Euro sich bei 1,0730-1,0740 Franken zu befestigen, würde er zusammen mit dem Tief vom 28. August 2021 bei 1,0740 ein Double-Bottom bilden. Dadurch wäre ein Anstieg auf 1,0770 drin. Mit etwas Glück könnte die Erholung den Wechselkurs sogar zurück in den 1,08er-Bereich bringen.
Schlägt die Befestigung fehl, stünde die Marke bei 1,07 im Fokus. Hier hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) im August interveniert. Wirklich gestemmt gegen eine Abschwächung des Euro hatte sich die SNB seinerzeit aber nicht. EUR/CHF fiel trotz Stützungskäufen am 19. August 2021 auf ein Jahrestief bei 1,0695.
Fazit
Der Euro ist wieder einmal in einer schwierigen Phase gegenüber dem Schweizer Franken. Die Frankenstärke ist das Ergebnis des robusten Schweizer Konjunkturverlaufs. Sie ist weniger das Resultat einer erhöhten Nachfrage nach sicheren Häfen.
Devisenmarktinterventionen zur Stützung des Euro sind sinnvoll, wenn der Franken wegen seiner Eigenschaft als sicherer Hafen aufwertet. Man kann dann mit ihnen die Zeit überbrücken, bis die Risikobereitschaft wieder steigt.
Es gibt momentan keine Indizen für eine verstärkte Nachfrage von sicheren Häfen. Gold, der Japanische Yen und deutsche Bundesanleihen treten auf der Stelle. Würde die SNB den Euro auf 1,0650 Franken runterlassen, hätte er sich im laufenden Jahr um 1,5% abgeschwächt. Das wäre nicht ungewöhnlich.
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