Die Schweiz hat in den letzten 18 Monaten ihren Vorsprung auf die Eurozone ausgebaut. Der Euro steht kurz davor unter 1,07 Franken zu sinken. Mit 1,0710 notiert der Kurs in der Gefahrenzone von einem Breakout heimgesucht zu werden. Folge: Absturz per Measured Move auf 1,0650.
"Der große Support bei 1,07 scheint (dank der SNB?) weiter zu halten. Die generelle Schwäche der Gemeinschaftswährung hilft jedoch sicher nicht", kommentiert die St.Galler Kantonalbank.
Und so kann sich der Euro abstrampeln, wie er will. Der Schweizer Franken lässt ihn nicht hoch:
- Trübt sich die Stimmung an den Finanzmärkten ein, sind es die globale Risiken, die den Franken stützen.
- Zieht die Konjunktur wieder an, gewinnt die Schweizer Wirtschaft jeden Wettbewerb gegen die Eurozone.
Und so muss dann schon einmal die Frage gestattet sein, inwieweit die hysterische Reaktion der Euroländer auf den Virus mit dazu beigetragen hat, dass der Euro gegenüber dem Schweizer Franken kein Bein auf den Boden bekommt.
Je harscher ihr die Menschen darin hindert auf die Straße und zur Arbeit zu gehen, umso mehr Geld gibt es aus dem EU-Aufbaufonds und umso mehr Gutes tut euch die Europäische Zentralbank (EZB). Das war die Leitlinie.
Die Pandemie hat den Einstieg in die Vergemeinschaftung von Schulden gebracht, also etwas, was Frankreich, Italien und Spanien seit über einem Jahrzehnt fordern.
Hinterher ist man immer schlauer
Die Schweiz war mit ihren Lockdown-Maßnahmen weniger hysterisch. Die Wirtschaft schrumpfte nicht so sehr, staatliche Konjunkturhilfen wurden gezielt (nicht mit der Gießkanne) verteilt.
Ergebnis: In der Schweiz erreicht die Wirtschaftsleistung dieser Tage das Vorkrisenniveau. Es gibt keine Inflationsgefahren. Die Jahresteuerung lag zuletzt bei 0,9%. In den Euroländern ist die Geldentwertung dreieinhalb Mal so hoch.
Weil die Eurozone in den letzten 18 Monaten gegenüber der Schweiz weiter zurückgefallen ist, muss der Devisenmarkt reagieren. Dieser Prozess findet gerade statt, signalisiert die Talfahrt des Euro seit September von 1,0940 auf 1,07 Franken.
Bricht der EUR/CHF-Kurs aus seiner aktuellen Seitwärtsbewegung aus, geht es per Measured Move auf 1,0650. Ein solcher Abwärts-Breakout ist wegen des vorausgegangenen Abwärtstrend wahrscheinlicher als ein Aufwärts-Breakout.
Ob sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) in den Weg stellt, ist ungewiss. Notenbankchef Thomas Jordan bezeichnete unlängst die stabilitätsorientierte geldpolitische Ausrichtung der SNB mit einem Inflationsziel von 0 bis zwei Prozent als Erfolgsgeschichte.
Für ihn ist das, was sich an der Preisfront abspielt, also noch von Bedeutung. Deswegen dürfte er die hohe Inflation in der Eurozone stärker gewichten, wenn es darum geht die Antriebsfedern der Frankenstärke auswendig zu machen.
Kommt Jordan hinter verschlossenen Türen zu der Einsicht, dass die Frankenstärke gerechtfertigt ist, weil die Schweiz (im Gegensatz zur Eurozone) besser aus der Pandemie gekommen als sie reingegangen ist, wird er EUR/CHF runterlassen.