Der wirtschaftliche Ausblick für die Eurozone hat sich im Oktober den fünften Monat in Folge eingetrübt. Die Schweiz bleibt hingegen von einer Konjunkturdelle verschont. Geht das so weiter? Sind die Tage des Euro über 1,07 Franken gezählt?
"EUR/CHF wird sich in Richtung 1,0840 erholen, da das Augusttief von 1,0700 hält", sagen die Devisenexperten von Société Générale. Man ist offenbar nicht sehr zuversichtlich, ob das auch gelingt und so schiebt die französische Großbank hinterher: "Ein Unterschreiten von 1,0700 könnte einen Rückgang in Richtung 1,0630 auslösen."
Der Internationale Währungsfonds (IWF) schwärmt von Frankreich und Italien. Die beiden Länder könnten ein Wachstum von 6,3% bzw. 5,8% erwarten, während Deutschland mit 3,1% hinterherhinke. Die Konjunkturprognosen des IWF sind für den Devisenmarkt kalter Kaffee. Sie sind längst in den Kursen berücksichtigt.
Interessanter sind da schon die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ermittelten Konjunkturerwartungen für die Eurozone. Der Ausblick für die kommenden sechs Monate hat sich stärker eingetrübt als erwartet.
Zwar haben sich auch die von der Credit Suisse ermittelten Konjunkturerwartungen für die Schweiz seit Sommer von ihren Höchstwerten verabschiedet. Im September konnten sie aber anders als in der Eurozone wieder zulegen. Überdies übertrafen der Einkaufsmanagerindex sowie KOF Konjunkturbarometer die Erwartungen.
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Indes hat sich ein Kaufsignal für den Euro gebildet. Es handelt sich um ein so genanntes High-2-Setup. Nach einem Pullback in einem Aufwärtstrend ist ein High 2 ein sehr zuverlässiges Kaufsignal. Anders sieht es in einer Seitwärtsbewegung aus. Und in einer solchen befindet sich der EUR/CHF-Kurs momentan.
Der Platz nach oben für den Euro ist vom Top der Seitwärtsbewegung begrenzt. Die meisten Ausbrüche aus einer Seitwärtsbewegung schlagen fehl. Überdies sind Ausbrüche aus einer Seitwärtsbewegung nach vorausgegangenem Abwärtstrend noch unwahrscheinlicher.
Wer das High 2 kauft, kauft also am oberen Ende einer Seitwärtsbewegung. Nach oben ist kaum Platz, nach unten deutlich mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Take Profit bei 1,0750 erreicht wird, bevor der Stop-Loss bei 1,0724 ausgelöst wird, beträgt im besten Fall 50% (eher sogar etwas weniger).
Zieht man die Tradingkosten in Form des Spread ab, sinkt die Gewinn-Wahrscheinlichkeit weiter, weshalb solche Trades eine Verliererstrategie sind.
Zum Vergleich: Bei den vorherigen Low-2-Setups war die Wahrscheinlichkeit 60%, dass der Take Profit erreicht wird, bevor der Stop-Loss ausgelöst wird (bei einem Risk-Reward von 1:1). Wenn man zehn oder 100 solcher Trades macht, verdient man beim Forexhandel Geld. Wer hingegen zehn oder 100 Trades mit einem High 2 in einer Seitwärtsbewegung macht, verliert Geld.