Plötzlich regnet es Euros – doch was sind die noch wert?
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Plötzlich regnet es Euros – doch was sind die noch wert?

Nach einem Ausflug auf ein 12-Monatstief bei 1,0658 ist der Euro-Franken-Kurs dabei sich zu stabilisieren. Die von einem französischen Helikoptergeld gezeichnete Gemeinschaftswährung greift nach dem rettenden Strohalm. Gelingt die Rückkehr auf 1,07?

38 Millionen Franzosen erhalten vom Staat automatisch 100-Euro-Gratisgeld aufs Bankkonto überwiesen. Sie müssen dafür noch nicht einmal aus dem Fernsehsessel aufstehen.

Die Notenpresse und der Bilanz-Buchhalter der Europäischen Zentralbank (EZB) stehen bereit, die zur Finanzierung des Helikoptergelders erforderlichen französischen Schuldtitel aufzunehmen.

Helikopter-Emmanuel

Von einer Inflationsentschädigung spricht die französische Regierung. Das Bild eines Präsidenten Macron, der in einen Helikopter über das Land fliegt und Geldsäcke abwirft, trifft es jedoch besser.

Das Helikoptergeld ist der dritte Sargnagel für den Euro. Den ersten hatte der französische Ex-EZB-Chef Trichet eingeschlagen, als er gleich zu Beginn der Euro-Schuldenkrise südeuropäische Staatsanleihen aufkaufte. Draghi und Lagarde weiteten die Staatsanleihenkäufe gigantisch aus.

Draghi erwies sich gleich noch als Negativzins-Präsident, weshalb der von dem Italiener hinterlassene Sargnagel besonders dick ist.

Frankreich hält sich nur an jenen Teil der Euro-Verträge, der ihm genehm ist. Das Land setzte seine Unterschrift unter den Stabilitäts- und Wachstumspakt. Doch seit der Einführung des Euro gab es fast kaum ein Jahr, in dem Paris die 3%-Defizitregel und 60%-Neuverschuldungsregel nicht brach.

Als dann im Sommer letzten Jahres der EU-Aufbaufonds ins Leben gerufen wurde, setzte ihn Macron auf eine Stufe mit Eurobonds. Kurios: Er erinnerte die solide wirtschaftende Euroländer Deutschland, Österreich und die Niederlande daran, dass dieser Aufbaufonds auf einer "gemeinsamen Unterschrift" beruhe.

Zweitrunden-Effekte

Aus der Sicht des Euro steht zu befürchten, dass als nächstes Italien und Spanien nach dem Vorbild Frankreichs ähnliche Gratisgeld-Modelle unter dem Deckmantel der gestiegenen Energiepreise implementieren. Helikoptergelder werden dann die von 1,3% auf 2% deutlich gestiegenen Inflationserwartungen weiter erhöhen.

Italien und Spanien hatten vor einem Jahr bereits auf die Corona-Tränendrüse gedrückt, um sich den Weg zu Eurobonds freizuschlagen. Freilich haben solche Eurobonds nichts mit dem Virus zu tun. Es würde Jahre dauern, sie zu etablieren. Kein einziger Virus-Infizierter hätte einen milderen Krankheitsverlauf dank Eurobonds.

Der längerfristige Ausblick des Euro gegenüber dem Schweizer Franken bestehen zu können, bleibt damit extrem schlecht. Kurzfristig sieht es etwas besser aus.

EUR/CHF-Analyse nach Helikoptergeld aus Frankreich

In den letzten drei Tagen prallte der Euro-Franken-Kurs dreimal bei 1,0660 nach oben. Steigende Risikobereitschaft und neue Rekordhochs an der Wall Street gehen etwas zu Lasten des defensiven Schweizer Franken.

In Deutschland hat sich die Stimmung in den Chefetagen der Unternehmen im Oktober den vierten Monat in Folge eingetrübt. "Sand im Getriebe der deutschen Wirtschaft hemmt die Erholung", sagt der Chef des ifo-Instituts, Clemens Fuest.

Sand im Getriebe werden auch jeglich Erholungsversuche des Euro haben. Die mit dem Weidmann-Rücktritt begonnene Talfahrt von 1,0770 auf 1,0660 war für die Verhältnisse des Euro-Franken-Kurses ziemlich heftig.

Man muss damit rechnen, dass ein Pullback des Euro bei 1,0720 Franken hängenbleibt und es dann wieder nach unten geht.

Ein Absturz auf 1,05, wie er nun von einigen Großbanken prognostiziert wird, ist in der kurzen Sicht eher unwahrscheinlich. Solche Prognosen werden gerne getroffen, damit die Banken es einfacher haben ihren Firmenkunden Absicherungsinstrumente zu verkaufen.

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