So schnell kann es gehen: Über den Sommer versuchte der Eurokurs vergeblich die Marke von 1,10 Franken zurückzuerobern. Inzwischen ist selbst 1,07 eine Nummer zu groß für ihn. Hintergrund ist der Inflationsanker der Schweizerischen Nationalbank (SNB).
"Der Euro ist zuletzt zum Franken ebenfalls unter Druck geraten", kommentiert die St.Galler Kantonalbank. Laut ihren aktualisierten Wechselkursprognosen ist auf Sicht von drei und zwölf Monaten mit einem mittleren Euro-Franken-Kurs von 1,0750 zu rechnen.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist der Streber unter den Notenbanken. Sie erfüllt ihre Mandat, die Inflation zwischen 0 und 2 Prozent zu verankern, perfekt. Die Verbraucherpreise in der Schweiz kletterten zuletzt auf Jahressicht um 0,9 Prozent.
Sie SNB könnte eine Stärkung des Frankens als Schutz gegen importierte Inflation tolerieren, so die neue Guidance vieler Devisenexperten. Eine guter Vorwand, um die von den meisten Banken getroffenen zu hohen Euro-Franken-Prognosen unauffällig unter den Teppich zu kehren.
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Tatsächlich hatte SNB-Chef Thomas Jordan bereits im Sommer (noch vor seinem Spitalaufenthalt) erklärt: Das Inflationsziel von 0 bis 2 Prozent sei eine Erfolgsgeschichte. An ihm werde nicht gerüttelt.
Der Euro konnte sich gestern für etwa 20 Minuten über 1,07 Franken halten. Anschließend ging es wieder bergab. Das Euro-Todeskreuz entfaltet damit mehr und mehr seine Wirkung.
Momentan befindet sich der Euro-Franken-Kurs in einer Trading Range zwischen 1,0660 und 1,0705. Aufgrund des dieser Seitwärtsbewegung vorgelagerten Abwärtstrends ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Trading Range nach unten aufgelöst wird etwa 60%. Die Chancen eines Ausbruchs nach oben liegen bei 40%.
Am plausibelsten erscheint daher ein Absinken des Euro auf 1,0610 Franken. Das wäre auch insofern schlüssig, als der Devisenmarkt natürlich wissen möchte, ob die SNB bei 1,06 einschreitet.