Das geht inzwischen selbst eingefleischten Schweizer-Franken-Fans zu schnell: Die rapide Abschwächung des Euro setzt sich fort, und so fällt der EUR/CHF-Kurs auf 1,0636 – tiefster Stand seit Juli 2020.
Anfang 2021 gab es für 1 Euro 1,0810 Franken. Zehn Monate später sind 1,6% weniger. Bei einer Fortsetzung der Talfahrt auf 1,06 läge die Jahresabschwächung bei knapp 2%.
Das dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf den Plan rufen. Wie wenig Vertrauen die eidgenössischen Währungshüter inzwischen in den Euro haben, zeigen ihre Devisenreserven.
2021 hält die SNB genau so viele Euro-Reserven wie Dollar-Reserven. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren ihre Euro-Bestände noch 9% größer als ihre Dollar-Bestände.
Wäre der Euro wie die Deutsche Mark (DM), könnte die SNB wie Ende der 1970er/Anfang der 1980er-Jahre verfahren: Damals häufte sie DM-Reserven an. Diese gewannen im Verlauf der 80er-Jahre an Wert. Die DM wertete zum Franken 10% auf.
Der Euro in seiner heutigen Form hat freilich nicht das Potenzial, das die DM hatte. Und so fühlt man sich bei der SNB wohler, das Euro-Klumpenrisiko nicht zu groß werden zu lassen.
Aktuell verdichten sich die Anzeichen, dass die SNB erneut in den sauren Apfel beißt und Euro-Stützungskäufe tätigt. Ein EUR/CHF-Kurs von 1,06 wäre zwar ein Niveau mit dem sie Ende 2021 Leben könnte.
Aber bis dahin sind noch zwei Monate. Überdies schwächte sich der Euro allein in den letzten fünf Wochen um knapp 3% gegenüber dem Schweizer Franken ab.
Ohne Devisenmarktinterventionen läuft die SNB Gefahr, dass ihr der weiche Euro durch die Hände flutscht und bis Jahresende auf 1,05 Franken oder noch tiefer runtergeht. Das wäre zwar schön für Schweizer Einkaufstouristen – ginge für die Exporteure des Landes aber etwas zu schnell.