Der Euro schwächt sich die dritte Woche in Folge gegenüber dem Schweizer Franken ab, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 1,0730. Die Talfahrt hat vier Ursachen:
1. Schweizer Wirtschaftsmotor läuft wie am Schnürchen
Die Schweiz hat ihre starke fundamentale Position in den letzten Wochen noch einmal untermauert. Inflationsrisiken gibt es keine. Die Jahresteuerung liegt bei 0,9%. Das Wachstum ist überaus kräftig. Die jüngsten Konjunkturdaten aus dem Bereich Industrie/Einkaufsmanager sowie KOF Konjunkturbarometer übertrafen die Erwartungen.
2. Eurozone: Hohe Inflation bei unendlichen Staatsanleihenkäufen
In der Eurozone klettert die Inflation auf 3,4%. Der wirtschaftlichen Entwicklung fehlt es an Dynamik. Einkaufsmanager-Daten und Konjunkturerwartungen sind im Schnitt eine Stufe schlechter als in der Schweiz. Die Europäische Zentralbank (EZB) prüfe ein weiteres, massives Staatsanleihenkaufprogramm, meldete Bloomberg am Mittwoch. Es soll die pandemiededingten Staatsanleihenkäufe, die nächstes Jahr auslaufen, ersetzen.
3. Polexit: Tritt das nächste Land aus der EU aus?
"Am 7. Oktober hat in Polen der Polexit begonnen", twittert der polnische Parlamentspräsident Tomasz Grodzki. Laut polnischem Verfassungsgericht hat das polnische Recht Vorrang vor EU-Recht. Das macht die Römischen Verträge, die Geburtsurkunde der EU, zur Makulatur. Polen hat zwar nicht den Euro. Aber die gemeinsame Währung hätte es ohne die Römischen Verträge nicht gegeben. Wer den Teufel an die Wand malen will, sieht die Wiederwahl von Trump zum US-Präsidenten. Er würde dann seine polnische Freunde von der nationalkonservativen PiS antreiben es den Briten gleichzutun und aus der EU auszutreten.
4. Zinsen: Was die Euroländer machen, ist eine Frechheit
Die Schweizer Realzinsen sind erheblich höher als das, was die Euroländer bieten. Eine 10-jährige Schweizer Bundesobligation rentiert aktuell bei -0,12%. Abzüglich der Inflation liegt der Realzins bei -1%. Das ist ziemlich guter Satz, schaut man sich an, was man bei denen in der Qualität ebenbürtigen deutschen Bundesanleihen verliert. Hier werden Anleger mit einem Realzins von -4,3% geschröpft. Selbst die Realzinsen Spaniens und Italiens sind doppelt so schlecht wie in der Schweiz.