Könnte der Euro zum US-Dollar aufwerten, wären laut der VP Bank auch höhere Notierungen beim Währungspaar EUR/CHF möglich. "Aus diesem Grund erachten wir auf Sicht des kommenden Jahres Wechselkursnotierungen von 1,10 gegenüber dem Euro für wahrscheinlich", prognostiziert das Geldhaus aus Liechtenstein.
Der Euro-Dollar-Kurs sank in den letzten sechs Monaten von 1,23 auf 1,13 (-8,1%). Der Euro-Franken-Kurs fiel im selben Zeitraum von 1,10 auf 1,0450 (-5%). Der zyklische Euro dürfte bei einem Anziehen der Weltkonjunktur die Verluste zum Dollar wettmachen. Dies würde auch seinen Wert zum Schweizer Franken steigern, lässt sich argumentieren.
Die Wirtschaft in den Euroländern wird laut der EU-Kommission stärker wachsen als bislang angenommen. Die Brüsseler Behörde hat kürzlich ihre Konjunkturprognose für 2021 von 4,8% auf 5% an. 2022 sollen dann noch einmal 4,3% hinzu kommen. Laut der Europäischen Zentralbank (EZB) wird die Eurozone gegen Jahreswechsel ihre Wirtschaftsleistung von vor der Corona-Krise wieder erreichen.
Inzwischen läuft jedoch eine neue Corona-Welle. Österreich hat mit seinem Lockdown den Devisenmarkt kräftig durchgewirbelt. Die zwei wichtigen Euroländer Deutschland und die Niederlande setzen auch immer stärker auf die konjunkturfeindlichen Kontaktbeschränkungen. Damit stehen die optimistischen Wachstumsausblicke auf der Kippe.
"In unsicheren Zeiten spielt der Franken seine Stärke als «sicherer Hafen» für Investoren aus. Und der Verlauf der jüngsten Corona-Welle in Deutschland und Österreich sorgt nun mal für reichlich Unabwägbarkeiten und Sorgen", heißt es in einem Beitrag zum EUR/CHF-Kurs auf finews.ch.
Ausblick
Alsbald sich die Corona-Zahlen verbessern, dürfte sich der Euro erholen. Der Schweizer Franken als sicherer Hafen wäre weniger gefragt. Der sich gerade zugetragene Absturz der Euro-Franken-Rate auf 1,0450 (tiefster Stand seit Juni 2015) würde sich als übertrieben herausstellen. Ende 2021 könnte es 1,06 oder 1,07 Franken für 1 Euro geben. Damit wäre der Franken immer noch 2% stärker als Anfang 2021.
Seit dem Beginn des kurzfristigen Abwärtstrends Mitte September 2021 gab es einige Versuche des Aufbäumens. Der stärkste Pullback fand zwischen dem 15. Oktober und 20. Oktober statt, als sich der Euro von 1,0680 auf 1,0760 Franken (+0,8%) erholte. Ein weiterer Pullback Anfang November führte zu einem Anstieg von 1,0540 auf 1,0600 (+0,6%).
Die Anforderungen an eine Trendumkehr (Reversal), also der Beendigung des Abwärtstrends gefolgt von einer Seitwärtsbewegung oder einem direkten Übergang in einen Aufwärtstrend, sind allerdings sehr hoch:
- Der Euro hat über die Abwärtstrendlinie steigen.
- Anschließend kommt es zu einem Test des Tiefs bei 1,0450, der Bildung eines tieferen Tiefs bei ca. 1,0400-1,0440 oder ein höheres Tief bei ca. 1,0460-1,0500.
- Erst jetzt wären genug Euro-Käufer da, die in der Lage sind einen Anstieg der Euro-Franken-Rate auf 1,06-1,07 herbeizuführen.