Sieben rote Pfeile hintereinander haben den Euro gegenüber dem Schweizer Franken auf 1,0535 runtergesetzt. Niemand hat das kommen sehen. Auch die Franken-Fans nicht. Sie rechneten erst ab Dezember mit einer Talfahrt, die aber keinesfalls so steil ausfallen würde, wie die nun vorliegende.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte im August einen Pyrrhussieg davongetragen. Ihr war es gelungen die Euro-Franken-Rate über 1,07 zu halten. Anschließend kletterte die Devisennotierung aus freien Stücken bis Mitte September auf 1,0940. Es folgte der völlig überraschende siebenwöchige Rückfall auf 1,0535.
Das zeigt einmal mehr: Der Devisenmarkt, nicht eine Zentralbank, sitzt am längeren Hebel. Das gilt auch für den Fall, wenn die in der demokratischen Grauzone agierenden Notenbanker ihre eigene Währung möglichst schwach halten wollen, so wie das in der Schweiz ist.
"Der Markt wird versuchen, die 1,05 zum Euro zu testen. Ein vorübergehender Fall unter diese Grenze ist möglich", sagt Thomas Stucki, Anlagechef der St. Galler Kantonalbank (cash.ch).
In den letzten Tagen gelang es dem Euro trotz 18-Monatstief keine neue Käufer aufzutreiben. Die sagen sich: "Ich wäre ja schön blöd 1,0550-1,06 Franken zu bezahlen, wenn ich nur etwas gedulden muss, um den Euro für 1,05 zu bekommen."
Fazit und Ausblick
Der Euro ist aktuell in dem Dilemma erst noch weiter sinken zu müssen, bevor er sich erholen kann. Bei 1,0500-1,0510 liegt ein Cluster mit Limit-Kauforders von privaten Marktakteuren und der SNB. Von diesem Bereich geht eine Magnetwirkung aus.
Am wahrscheinlichsten ist, dass die Euro-Franken-Rate kurz auf 1,05 sinkt, und dann recht kräftig nach oben zurückprallt. Am Ende der Wochen könnte sie dann bei 1,06 oder sogar etwas höher stehen. Nach zwei Monaten wäre damit der erste grüne Wochenpfeil geschafft.