Die rabenschwarzen Wochen für die Gemeinschaftswährung nehmen kein Ende, und so fällt Euro-Franken-Rate erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie unter 1,06. Die Anzeichen verdichten sich, dass die Devisennotierung aus diesem Tal nicht so schnell herauskommt.
"Devisenhändler gehen zunehmend in den Schweizer Franken, um sich gegen das Risiko der Stagflation - hohe Inflation bei kaum oder keinem Wachstum - abzusichern", meldet das Börsenportal cash.ch. Hintergrund: Auf die Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) ist kein Verlass.
EZB-Vizechef Luis de Guindos hatte den Höhepunkt des Inflationsschubs um den November herum mit einer Jahresinflation von 3,4-3,5% prognostiziert. Am Freitag meldete Eurostat dann einen Inflationsanstieg auf 4,1%. Der für 2022/23 von den Währungshütern prognostizierte Rückgang der Inflation unter 2% rückt in die Ferne.
Inflationsrisiken untertreiben, um mehr Staatsanleihen mit Geld aus Notenpresse zu kaufen, bleibt die Marschroute für die Eurozone. Frankreichs Notenbankchef warnt sogar vor Deflationsgefahren. "Doch bleibt das Risiko, dass wir unser Inflationsziel eher unter- als überschreiten", so EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau.
Finanzmarktteilnehmer sind mit diesem Ausblick des von Ex-Präsident Hollande eingesetzten französischen Notenbankchefs nicht D'accord. Aus einer Analyse der Kurse von Zins-Futures lässt sich feststellen: Anleger rechnen bis November 2022 mit einer EZB-Leitzinserhöhung um 0,10%.
Das Bundesamt für Statistik wird am Dienstag über die Inflationsentwicklung in der Schweiz berichten. Im September lag die Jahresteuerung bei 0,9%. Bliebe sie im Oktober um die Einprozentmarke verankert, könnte der Schweizer Franken einen weiteren Aufwertungsschub erhalten. Für die Euro-Franken-Rate müsste man dann mit 1,05 rechnen.
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