EUR/CHF-Kaufkraftparität: Das ist interessant
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EUR/CHF-Kaufkraftparität: Das ist interessant

Der Schweizer Franken notiert auf dem stärksten Niveau seit Mitte 2015. Auf der Kaufkraftparität basierender (fairer) Wechselkurs und tatsächlicher (nominaler) EUR/CHF-Kurs nähern sich viel schneller an als man das noch vor wenigen Monaten erwarten konnte. Das Tauziehen zwischen der Weichwährung Euro und der Hartwährung Schweizer Franken ist bereits entschieden. Der Verlierer wird mit einer hohen Inflation bestraft.

"Die Kaufkraftparität entwickelte sich zuletzt mit neuer Dynamik zugunsten des Franken", heißt es in einem aktuellen Marktkommentar der VP Bank. Weil die Inflation in der Schweiz seit Jahren tiefer ist als in den Euroländern, schwächt sich der Euro gegenüber dem Franken ab.

Leitet man den fairen Wechselkurs von den Produzentenpreisen her (siehe Grafik), dann ist der Schweizer Franken seit Anfang 2021 zum Euro unterbewertet. Hier hat sich also eine fundamentale Änderung vollzogen. Einhellige Meinung unter den Devisenexperten der Banken ist: Der Euro kommt zu schlecht weg. Und so schreibt auch die SNB in ihrer letzten Lagebeurteilung: "Der Franken ist weiterhin hoch bewertet."

Der EUR/CHF-Kaufkraftparitätskurs fällt mit hohem Tempo. Die Erzeugerpreise, ein guter Indikator für die Inflation auf Verbraucherebene, kletterten in der Schweiz im Oktober zwar mit einer jährlichen Rate von 5,1%. In Deutschland stiegen die Erzeugerpreise jedoch um sage und schreibe 18,4%. Das war der stärkste Zuwachs seit 1951. Drei Jahre zuvor hatten die West-Alliierten die DM eingeführt, was einen enormen Kaufrausch ausgelöst hatte.

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Nimmt man die Verbraucherpreise zum Maßstab, ist der Schweizer Franken zwar weiterhin überbewertet. Aber auch hier knistert es im Gebälk. Die meisten Banken sehen den fairen EUR/CHF-Wechselkurs basierend auf der Kaufkraftparität aktuell bei etwa 1,10. Die Schweizer Beratungsgesellschaft WPuls widerspricht. Laut ihr ist der Euro bei 1,06 Franken fair bewertet.

Wie in der Eurozone Inflation gemessen wird, ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Der Vorwurf: Der Anstieg der Verbraucherpreise wird tiefer ausgewiesen, da man Mietpreissteigerung und die stark gestiegenen Kosten für selbstgenutztes Wohneingentum bei den Messungen unter den Tisch fallen lässt.

Wer zwischen den Zeilen einer Aussage des Deutsche-Bank-Chef liest, dem bestätigt sich dieser Verdacht: "Das vermeintliche Allheilmittel in den vergangenen Jahren – niedrige Zinsen bei vermeintlich stabilen Preisen – hat seine Wirkung verloren", sagt Christian Sewing. Der Chef der Deutschen Bank fordert die Europäische Zentralbank (EZB) zu einem Ende der ultralockeren Geldpolitik auf.

Fazit

In den Euroländern steigen die Preise deutlich schneller als in der Schweiz. Vor allem die galoppierende Inflation auf der Erzeugerebene leuchtet ein. Die EZB hat aus dem Euro eine Weichwährung gemacht. Dadurch wird es für Unternehmen deutlich teurer Rohstoffe und Vormaterialen aus dem Ausland zu beziehen. Das gleiche gilt für Verbraucher: Für den in China hergestellten Kühlschrank oder die IT-Dienstleistung aus den USA muss man mehr Euros auf den Tisch legen.

Ölproduzenten, Metallverkäufer, Hersteller von Weißer Ware und viele andere, die nach Euroland exportieren, sagen: "Ihr druckt so viele Euros, da müsst ihr schon deutlich mehr bezahlen. Diese neuen Euros aus der Notenpresse sind ja bei weitem nicht mehr so viel wert wie die Euros, die in den ersten Jahren nach der Einführung der Gemeinschaftswährung im Umlauf waren."

Für die Importeure aus der Schweiz gilt das nicht. Sie bezahlen mit dem Franken - einer gern gesehenen Hartwährung. Entsprechend ist die importierte Inflation in der Schweiz wesentlich geringer als in den Euroländern. Das führt wiederum dazu, dass sich der faire Wechselkurs basierend auf der Kaufkraftparität mit beschleunigtem Tempo einem Verhältnis von 1 Euro = 1 Schweizer Franken nähert.