Ein Ende der Stärkephase des Schweizer Franken ist nicht in Sicht. Das liegt zum einen an den ausgezeichneten Wirtschaftsdaten der Schweiz. Zum anderen ist der Euro schlichtweg nicht in der Lage dem Franken Paroli zu bieten. Ursache: Er ist am Devisenmarkt zu einer Schmäh-Währung abgestiegen.
"Die Schweizer Volkswirtschaft besticht durch ihre Innovationskraft und den flexiblen Arbeitsmarkt. In Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit bewegt sich die Schweiz seit Jahren weltweit unter den Top-Nationen", streicht die Graubündner Kantonalbank heraus.
Für 1 Euro gibt es nur noch 1,13 US-Dollar. Das sind zehn Cents weniger als vor sechs Monaten. Auch gegenüber dem Britischen Pfund ist die Gemeinschaftswährung auf der Verliererstraße. Gut möglich, dass sie auf ein 5-Jahrestief runterrasselt, wenn die Bank von England nächsten Monat ihren Leitzins erhöht.
Zum Franken Kurs wäre der Euro längst unter 1,05 und damit auf einem Sechseinhalbjahres-Tief, hätte die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht interveniert. Die Euro-Stützungskäufe kommen in steigenden Sichtguthaben der Banken bei der SNB zum Ausdruck.
"Die technischen Indikatoren zeigen nach unten mit einer großen Unterstützung bei 1,0500", kommentiert die Privatbank Maerki Baumann die Euro-Franken-Rate. Das bisheriger Tief liegt bei 1,0510. Da dürfte das letzte Wort aber noch nicht gesprochen sein. Der Abwärtstrend ist robust und weit davon entfernt überhitzt zu sein.
"Wenn es ernst wird, muss man lügen", sagte der frühere EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker während der Euro-Schuldenkrise. Das ist die Parole für die kommenden Monate. Frankreich, Italien und Spanien könnten bei der Inflationsmessung tricksen und niedrigere Teuerungen ausweisen. Ziel ist es freilich unvermindert hohe Summen ihrer Staatsanleihen in der Bilanz der EZB abzuladen.
Madame Irrtum
Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat derweil einmal mehr falsch gelegen. Der Rückgang der Inflation werde länger dauern als ursprünglich gedacht, gab "Madame Irrtum" gerade ihre Fehleinschätzung bei einer Anhörung vor dem Europaparlament zu.
Als Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) hatte sie den britischen Finanzminister George Osborne vor einem Spiel mit dem Feuer gewarnt. Osborne hatte das britische Defizit gesenkt, was nicht zur Ausgaben-Ideologie der Französin passte. Natürlich haben diese Sparmaßnahmen die britische Wirtschaft nicht in die Knie gezwungen und Lagarde musste später einräumen, dass sie sich geirrt hatte.
Ähnlich apokalyptische Szenarien hatte Madame Irrtum bei der Aufhebung des Euro-Mindestkurses bei 1,20 Franken und dem Brexit an die Wand gemalt. Wieder einmal alles falsch. Die Schweizer Wirtschaft ist heute dank des harten Frankens stärker als je zuvor. Das Vereinigte Königreich hat Post-Brexit eine Arbeitslosenrate von 4,3%. Das ist halb so viel wie in Frankreich und Italien.
Und so ist es wieder einmal ideologischer Unfug, wenn Lagarde aktuell sagt: "Falls wir jetzt Straffungsmaßnahmen einleiten sollten, würde das wesentlich mehr Schaden anrichten als Gutes bewirken." Tatsächlich ginge die Konjunktur der Eurozone gestärkt aus einer Straffung der Geldpolitik hervor. Denn die EZB fährt seit über einem Jahrzehnt mit Blaulicht und Sirenen durch die Eurozone und verunsichert alle.
French Connection
Von einer unabhängigen Geld- und Währungspolitik kann im Euroraum keine Rede mehr sein. Lagarde macht ihre ständigen Irrtümer durch eine fast schon unerträgliche Loyalität weg. Auf Rücksicht auf die französische Präsidentschaftswahl im April 2022 bleiben die Geldschleusen der EZB weit geöffnet.
Amtsinhaber Emmanuel Macron hat Lagarde zur EZB-Chefin gemacht. 🔗Der peinlichen Unterwürfigkeit Lagarde's, wie sie bereits Nicolas Sarkozy erfuhr, kann sich also auch Macon sicher sein. Die Geldwertstabilität Europas fällt damit französischen Kungeleien zum Opfer. Der Euro verliert weiter an Vertrauen und wird noch schlechter.
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