Europa zündelt mit Inflation - ein Spiel mit dem Feuer
Home » , » Europa zündelt mit Inflation - ein Spiel mit dem Feuer

Europa zündelt mit Inflation - ein Spiel mit dem Feuer

Euro-Franken-Rate Abschwächung EZB-Lagarde

Die Händler am Devisenmarkt treiben den Euro-Franken-Kurs nach unten. Mit einem weiteren Rücksetzer zum Wochenstart auf 1,0510 purzelt der Euro auf ein frisches 18-Monatstief. Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) pfeifen auf stabile Preise und einen stabilen Euro.

Trotz einer Jahresinflation von 4,1% erteilt Christine Lagarde Forderungen nach einer strafferen Geldpolitik eine klare Absage: "Falls wir jetzt Straffungsmaßnahmen einleiten sollten, würde das wesentlich mehr Schaden anrichten als Gutes bewirken", behauptete die Französin am Montag bei einer Anhörung im Europaparlament.

Der Euro setzte daraufhin seine Talfahrt fort. Das Tief vom 14. Mai 2020 bei 1,0505 Franken ist nur noch ein Hauch entfernt. Kann sich der Euro auch an dieser Marke nicht befestigen, wäre er zum Schweizer Franken auf dem tiefsten Stand seit sechseinhalb Jahren.

Lieber 5% Inflation als Zinsanstieg in Südeuropa

"Wir befinden uns in einer Phase, in der die Zentralbanken die Inflation falsch charakterisieren", sagt Mohamed El-Erian, ökonomischer Chefberater des Versicherers Allianz. Die hohe Inflation sei nicht vorübergehend. Dafür gebe es inzwischen viele ökonomische Beweise, so El-Erian auf CNBC.

Während die Bank von England und die Notenbanken Tschechiens und Norwegens dabei sind die Leitzinsen zu erhöhen, steckt die EZB den Kopf in den Sand. In Frankfurt gilt: Lieber 5% Inflation als um 5% sinkende Staatsanleihen-Kurse von Italien, Spanien und Portugal.

Die unteren Einkommensschichten werden von einer hohen Inflation am härtesten getroffen. Das in Brüssel viel beschworene Modell der rheinischen Marktwirtschaft wird sich derer annehmen, ist sich die EZB sicher. Das umfangreiche Sozialsystem soll also den Ausputzer für die Geldpolitik spielen.

Frankreich hat gerade ein 100-Euro-Gratisgeld für seine Bürgerinnen und Bürger beschlossen. Dieses Helikoptergeld dürfte erst der Anfang sein. Wegen der hohen Inflation wird die Politik Arbeitslosenhilfe und Sozialleistungen aufstocken. Das ist einfacher als eine Leitzinserhöhung, die hochverschuldete Euroländer vor Probleme stellen würde.

Schneeballsystem

Für den Euro ist die Vermengung zwischen Geld- und Fiskalpolitik eine denkbar schlechte Sache. Das System ist so angelegt, dass bei jedem Konjunkturabschwung stets noch mehr Geld gedruckt werden muss, weil die EZB die "alten" Gelddruckprogramme des vorherigen Konjunkturabschwungs nicht beendet.

In den USA ist die Biden-Regierung bereits dabei, den Ausputzer für die mit der Inflation zündelnden US-Notenbank (Fed) zu spielen. Die Fed ermutigt damit die EZB ihrem Weg zu folgen. Kleinere Länder mit kleineren Währungen folgen den Großen jedoch nicht. Deshalb sind Währungen wie der Schweizer Franken, das Britische Pfund und die Tschechische Krone sehr attraktiv.

Weiterlesen:
Schweizer Franken steht vor massiver Aufwertung