Der von Inflationsrisiken abgeschirmte Schweizer Franken lässt erneut die Muskeln spielen, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 1,0535. Das ist der tiefste Stand seit Mai 2020. Da dürfte noch etwas nachkommen, signalisiert der Euro-Dollar-Kurs, der sich plötzlich unter 1,15 wiederfindet.
Zwischen Deutschland und den USA läuft ein Wettrennen, das auf dem Rücken der Verbraucher ausgetragen wird: Wer erreicht zuerst eine Jahresinflation von 10%? Die USA haben gerade in die nächste Turbostufe gezündet. Hier kletterten die Verbraucherpreise um 6,2%, meldete das US-Statistikamt gestern.
Die deutsche Inflation lag zuletzt zwar "erst" bei 4,5%. Von ihr wird aber erwartet, dass sie weiter steigt. Die Schweiz hat eine Teuerung von 1,2%. Die im internationalen Umfeld extrem niedrige Geldentwertung führt zu einer immer weiteren Aufwertung des Schweizer Franken.
"Die derzeitige Inflationsphase ist sehr ungewöhnlich, vorübergehend und kein Anzeichen für eine chronische Situation." Das sagt der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Philip Lane. Mit den therapeutischen Worten will der Ire sämtliche Spekulationen über Leitzinserhöhungen im Keim zu ersticken.
Offiziell liegt die Jahresinflation in der Eurozone bei 4,1%. In der Inflationsmessung von Eurostat, die sich die EZB zu eigen macht, werden Mietpreissteigerungen und die stetig steigenden Kosten für selbst genutztes Wohneigentum allerdings nicht berücksichtigt. Das macht laut Experten ein halbes Prozent aus. Tatsächlich dürften die Verbraucherpreise also mit einem Tempo von 4,6% steigen.
Um die Stabilität des Euro bleibt es damit schlecht bestellt. Eine Verkleinerung der Inflationsdifferenz zwischen der Eurozone und der Schweiz ist nicht in Sicht. Stattdessen läuft es auf eine Vergrößerung hinaus. Für den Euro-Franken-Kurs muss man daher mit dem Gang in eine noch tiefere Etage auf 1,0470 rechnen.