Die Schwächephase des Euro nimmt kein Ende, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs in den Morgenstunden des 29. November 2021 für ein Wimpernschlag auf 1,0366. Das ist ein ganzes Stück unter dem Tiefstand vom Freitag bei 1,0428. Wie geht es jetzt weiter? Kommt als nächstes die Parität oder steigt der Euro auf 1,06 Franken?
Es ist ein äußerst kurzer Ausflug unter 1,04: Der Eurokurs springt extrem schnell zurück auf 1,0450 Franken. Das ist ein klares Indiz für Devisenmarktinterventionen der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die SNB pariert damit die sich seit einer Woche abzeichnende Spekulantenattacke.
Mr. Franken
Der frühere Leiter des Asset Management der SNB, Thomas Stucki, stellt sich erneut als einer der wenigen Experten heraus, die wirklich verstehen, was bei der Euro-Franken-Rate vor sich geht.
Die SNB werde erst einem einem Zusteuern auf 1,04 eingreifen, sagte der aktuelle Anlagechef der St.Galler Kantonalbank (SGKB) vor genau einer Woche. Genau so sollte es kommen. Die SGKB sieht die Euro-Franken-Rate in drei Monaten bei 1,0750.
Der Absturz auf 1,0366 dauerte zwar nur wenige Sekunden. Er ist aber für den weiteren Kursverlauf von immenser Bedeutung. Auf den Wechselkursdiagrammen – selbst auf einem 1-Minuten-Chart – ist das Rekordtief nicht sichtbar. Man muss schon ein Tick-Chart zur Hand haben.
Durch den kurzen Absturz auf 1,0366 ist der EUR/CHF-Kurs aus dem Abwärtskanal ausgebrochen. Der Ausbruch, gefolgt von der schnellen Rückkehr in den Trendkanal reicht alleine nicht, um das anvisierte Kursziel von 1,06 (Beginn des Trendkanal) zu erreichen.
Um die Spekulanten, das sind heutzutage vollautomatisierte Handelssysteme, zur Aufgabe zu zwingen, braucht es die Bildung eines Höheren Tiefs (HT). Nach dem HT ist dann noch eine bullische Tages-Kerze erforderlich, also beispielsweise eine Kerze mit einem Eröffnungskurs von 1,0460 und einen Schlusskurs von 1,0510.
Alsbald der EUR/CHF-Kurs dann am darauffolgenden Tag auf 1,0511 steigt, verabschieden sich die Spekulanten. Ihre Short-Positionen sind immer noch in der Gewinnzone, als sie bei etwa 1,07 aufgebaut worden waren.
Die Short-Seller kaufen also nun Euros zurück. Überdies gehen bullische Euro-Spekulanten in den Markt. Ihre Käufe, zusammen mit Gewinnmitnahmen der Short-Seller, führen zu einem kräftigen und typischem Anstieg der Euro-Franken-Rate (zwei Aufwärtsschübe unterbrochen von einem kleinen Pullback).
Kursziel der bullischen Euro-Spekulanten ist der Beginn des Trendkanals bei 1,0590-1,0600 Franken. An dieser Stelle wird es nun spannend. Schafft es der Euro nicht über 1,06 Franken zu steigen, würde das die Short-Seller wieder anlocken.