Die Schere zwischen den wichtigsten Währungen Europas geht weiter auseinander. 83% der Schweizer Finanzanalysten sagen: Der Franken wird seinen Vorsprung auf den Euro halten oder ausbauen. Die von der Credit Suisse befragten Experten halten eine weitere, niederschmetternde Einschätzung für den Euro parat:
Der Schweizer Franken sei mit einem Wechselkurs von 1,05 per 1 Euro nicht sonderlich überbewertet. Damit konterkarieren sie Nicht-Schweizer-Experten, die den fairen Wert des Euro oft bei 1,10-1,14 Franken sehen. Die rasante Preisentwicklung in der Eurozone zeigt allerdings: Das ist viel zu hoch.
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In Spanien lagen die Erzeugerpreise im Oktober 2021 um 30% über dem Niveau vom Oktober 2020. Dieser Wert liegt fünfzehnmal über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB). In Deutschland kletterten die Erzeugerpreise mit 18,4% so stark wie seit 1951 nicht mehr.
Erinnerungen an die von sehr hohen Inflationsraten geprägten 1970er-Jahre werden wach. Es lässt sich darüber streiten, was schlimmer für den Euro ist: Die davongaloppierenden Preise oder die Weigerung der EZB ein Ende der ultralockeren Geldpolitik einzuläuten.
Die Erzeugerpreise fließen in die Lebenshaltungskosten der Verbraucher stark ein und signalisieren: Die zuletzt für den Euroraum ausgewiesene Inflation von 4,1% ist nicht das Ende der Fahnenstange. Man muss hier mit einem Anstieg auf 5% rechnen.
"Die Länder mit stärkerer Inflation haben tendenziell eine Währung, die sich abwertet", sagt Matthias Geissbühler, Investment-Chef von Raiffeisen Schweiz dem Nachrichtenportal 20 Minuten.
In der Schweiz ist die Inflation mit 1,2% unter Kontrolle. Im Gegensatz zur EZB erfüllt die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihr Inflationsziel. Aus diesem fundamentalen Ungleichgewicht zu Gunsten des Franken zusammen mit dem rigorosen Abwärtstrend der Euro-Franken-Rate lässt sich schlussfolgern:
- Der Euro hat aufgrund täglicher Schwankungen am Devisenmarkt zwar immer das Potenzial dem Schweizer Franken einige Rappen abzunehmen.
- Anstiege der Euro-Franken-Rate auf 1,06 oder 1,07 werden aber stets vorübergehend sein. Es handelt sich damit um Pullbacks/bärische Flaggen.
- Auf sie folgt stets eine Fortsetzung des Abwärtstrend.