Der Euro macht einen weiteren Schritt zurück, und so ist der EUR/CHF-Kurs nur noch ein Hauch über 1,05. Damit steht der Schweizer Franken kurz vor einem 6-Jahreshoch. Die Konjunktur in den Euroländern bekommt Probleme. Sorgenkind ist der Service-Sektor. Im Hintergrund tickt die Euro-Währungskrise zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk.
Was vor wenigen Wochen unvorstellbar war, rückt immer näher. Die Euro-Franken-Rate steht kurz davor unter 1,05 zu fallen. Das ist insofern von Bedeutung, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) im Frühjahr 2020 mit Ausbruch der Corona-Pandemie bei 1,05 einen inoffiziellen Mindestkurs einführte und erfolgreich verteidigte.
"Euro deutlich unter Druck", meldet awp. Es fehlt nicht mehr viel, und die Wirtschaft in der Eurozone ist am schrumpfen. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Dienstleistungssektor sinkt auf 54,6 Punkte. Das ist ein ziemlich schlechter Wert angesichts der gigantischen Konjunkturprogramme.
Zum Vergleich: In den USA klettert der PMI für den Dienstleistungssektor auf 66,7 Zähler. Er ist sehr viel höher über der bei 50 Punkten beginnenden Wachstumsschwelle. Auch die Schweiz steht besser da: "Die Aussichten für die Schweizer Konjunktur bis zum Jahresende bleiben positiv", sagt die Konjunkturforschungsstelle (KOF) in Zürich.
Seit Mitte September 2021 hat sich der Euro zum Schweizer Franken entgegen allen Wechselkursprognosen der Banken um vier Prozent abgeschwächt. Es gilt sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass 1 Euro vielleicht nie wieder 1,10 Franken oder mehr kosten wird. Das Bigger Picture zeigt eine nicht endende Euro-Währungskrise.
- Vor genau zwölf Jahren ging es für die SNB noch darum die Marke bei 1,50 Franken zu verteidigen. Sie gab nach wenigen Monaten auf.
- Der im September 2011 eingeführte Euro-Mindestkurs bei 1,20 Franken hielt immerhin gut drei Jahre.
- Aus Angst vor der Wahl der Euro-Gegnerin Le Pen in Frankreich verteidigte die SNB Anfang 2017 die Marke bei 1,06.
Angesichts dieser Euro-Abwertungsschritte ist 1,05 nur eine kurze Zwischenstation. Der nächste große Showdown zwischen der Schweizerische Nationalbank (SNB) und dem Devisenmarkt wird früher oder später auf Parität (1 Euro = 1 Schweizer Franken) stattfinden.