Der Euro schwächt sich zum Franken bei leichten Deviseninterventionen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) weiter ab. Mit 1,0550 sinkt die Euro-Franken-Rate auf den tiefsten Stand seit dem Corona-Ausbruch vor 18 Monaten. Damals knisterte es im Gebälk des Finanzsystem. Die Beweggründe der aktuellen Frankenstärke sind vielschichtiger.
Ein kleines Erdbeben am Devisenoptionsmarkt ist Auslöser neuer EUR/CHF-Tiefs. Put-Optionen mit kurzen Laufzeiten, mit denen sich Schweizer Exporteure gegen einen sinkenden EUR/CHF-Kurs absichern können, verteuern sich zum Monatsauftakt schlagartig. Zusammen mit den längeren Laufzeiten ist nun alles rot für den Euro. Das unterstreicht den dramatischen Stimmungswechsel zu Gunsten des Schweizer Franken.
Entweder ist die Frankenstärke so breit abgestützt und so massiv, dass die SNB keine Chance hat. Oder die Schweizer Währungshüter greifen dem Euro, von dem sie keine hohe Meinung haben, nur halbherzig unter die Arme. "SNB interveniert gegen starken Franken", meldet Finanz und Wirtschaft. Etwa 1,8 Milliarden Franken habe die SNB in Euro-Stützungskäufe kanalisiert, suggeriert das Blatt.
Parallel zum Schweizer Franken steigen Italiens Staatsanleihen-Zinsen auf den höchsten Stand seit dem Corona-Ausbruch. In Spanien und Portugal schnellen die Zinsen ebenfalls nach oben.
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"Wir führen die aktuellen Entwicklungen nicht auf eine Franken-Stärke, sondern auf eine allgemeine Euro-Schwäche zurück", sagt die Raiffeisenbank aus Salzburg. "Unsere Devisenkursprognose per Ende Dezember lautet auf EURCHF 1,0900 und EURCHF 1,0950 für das Ende des ersten Quartals 2022."
Aus charttechnischer Sicht verdichten sich die Anzeichen, dass der Euro das Gröbste überstanden hat. Der Ausbruch aus dem Abwärts-Channel erfüllt die Bedingungen eines Verkaufsklimax. Damit ist der Weg frei für eine leichte Anstiegsbewegung in den mittleren bis oberen Bereich des Channels bei 1,0610.
Danach müsste die der Euro-Franken-Rate erst noch einmal absinken, um entweder eine Tieferes Tief (TT) unter 1,0550 oder ein Höheres Tief (HT, wahrscheinlicher) bei etwa 1,0590 bilden. Nun wäre Platz für eine mittelstarke Anstieg des Euro auf 1,07 Franken.