Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Franken bei einem Kurs von 1,08 per 1 Euro als "hoch bewertet" eingestuft. Der Frankenstärke tat das kein Abbruch, und so sank die Euro-Franken-Rate nach dem SNB-Statement auf 1,05. Hier liegt das korrekte Wechselkursniveau für 2022, sagt die Deutsche Bank. Erste Group und Credit Suisse widersprechen vehement.
Der Franken wurde zwischen September und November 2021 um 4,5% stärker. Dies führte zu einem Rückgang der Euro-Franken-Rate von 1,0940 auf 1,0450. Eine viermal so hohe Inflation in der Eurozone im Vergleich zur Schweiz bei mit vollem Tempo weiterlaufenden Staatsanleihen-Käufen der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die Schwachstellen des Euro einmal mehr aufgezeigt.
Laut der Deutschen Bank wird das aktuelle Kursniveau bei 1,05 zur Neuen Normalität für die Euro-Franken-Rate. Deutschlands größte Bank und einer der bedeutsamsten Player auf dem globalen Devisenmarkt rechnet auch an Ostern 2022 noch mit einem Eurokurs von 1,05 Franken.
Deutsche-Bank-Chef Sewing kritisierte zuletzt die Euro-Währungshüter. Aus seiner Sicht ist die hohe Inflation permanent, und es gilt mit einer Straffung der Geldpolitik gegenzusteuern. EZB-Präsidentin Lagarde wies das zurück. Sie beharrt darauf, dass die hohe Inflation vorübergehend sei. Lagarde wird nachgesagt auf Rücksicht auf die im April 2022 stattfindenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich die Geldschleusen weit offen zu halten.
"Die fortgesetzte wirtschaftliche Erholung und leicht steigende deutsche Renditen sollten zu einer Abschwächung des Schweizer Franken gegenüber dem Euro führen", sagt die Erste Group. Österreichs größte Bank rechnet mit einem Anstieg des Euro auf 1,13 Franken.
Die Zeiten mit EUR/CHF bei 1,05 werden bald wieder vorbei sein, ist sich auch die Landesbank Baden-Württemberg sicher. "Verunsicherung im Zuge der Corona-Krise sorgt für Nachfrage nach sicheren Häfen wie dem Franken." Bei einer Abnahme der Risikoscheu der Anleger sollte der Franken wieder schwächer notieren, sagt die größte deutsche Landesbank und prognostiziert EUR/CHF auf 1,11.
Unter den Schweizer Banken sind es auch die jeweils größten Institute des Landes, die im nächsten Jahr mit einem Anstieg der Euro-Franken-Rate rechnen. Die UBS ist mit einer Prognose von 1,08 noch am vorsichtigsten. Die Zürcher Kantonalbank erwartet 1,10, die Credit Suisse 1,12.
"Die Aussichten für den Schweizer Franken bleiben aus unserer Sicht günstig", sagt hingegen die Bank J. Safra Sarasin. Sie rechnet mit einem Fortsetzung der Talfahrt des Euro auf 1,03 Franken. Die zunehmende Inflationsdivergenz zwischen der Eurozone und der Schweiz erschwere der SNB die Interventionsarbeit. Entsprechend rechnet Raiffeisen Schweiz mit einem Eurokurs von 1,06 Franken.