Der Euro hat eine rabenschwarze Handelswoche hinter sich, und so fällt der EUR/CHF-Kurs auf 1,0380. Es knistert im Gebälk der Finanzsystems, wovon der Schweizer Franken als sicherer Hafen profitiert. Gelingt dem Euro nach elf verlustreichen Wochen der Befreiungsschlag?
"Der EUR/CHF tendiert zurzeit weiter in Richtung Süden", stellt die Thurgauer Kantonalbank fest. "Investoren greifen angesichts der Unsicherheit über die wirtschaftlichen Folgen der neuen Corona-Variante Omikron zu der als sicherer Hafen geltenden Schweizer Devise", berichtet die Finanznachrichtenagentur awp.
Man ist geneigt die aktuelle Schwächephase des Euro zur Gänze der neuen Virusvariante in die Schuhe zu schieben. Das greift allerdings zu kurz. Der Euro hat sich bereits vor dem Omikron-Ausbruch zum Schweizer Franken deutlich abgeschwächt.
Es geht die Angst um, dass die große Party an den Börsen vorbei sein könnte. Weil die Inflation nicht vorübergehend ist, hat die US-Notenbank (Fed) nun umgeschwenkt. Fed-Chef Jerome Powell ist dabei die Drosselung der Staatsanleihen-Käufe zu beschleunigen. Das ist ein mindestens ebenso wichtiger Grund wie Omikron für die Flucht in sichere Häfen.
Tatsächlich könnte sich die Omikron-Variante in einigen Wochen sogar als positiv für die Aktienmärkte herausstellen, sagt Hedgefonds-Manager Bill Ackman. Dahinter steckt Folgendes:
- Wegen der konjunkturellen Bremswirkung des Virus werden überhitzte Volkswirtschaften wie die USA und Deutschland mit ihren Inflationsraten von 6% runtergekühlt.
- Überdies sinken die Rohstoffpreise. Der Ölpreis brach in den letzten Wochen um knapp 20% ein. Lieferkettenprobleme und Materialengpässe lösen sich schneller als erwartet auf.
Eine Abkühlung erlaubt es dann den Notenbanken die Konjunkturhilfen aufrechtzuerhalten oder neu zu starten. Die Börsen gehen auf Anstiegskurs, da die geldpolitische Untersützung wieder sprudelt. Der risikoreichere, weil zyklischere Euro macht Boden gegenüber dem Schweizer Franken gut.
EUR/CHF-Ausblick bis 10. Dezember
Bei der Euro-Franken-Rate ist aktuell die Verkäuferseite so dominant wie das letzte Mal bei der Mindestkurs-Aufhebung Anfang 2015. Eine V-förmige Erholung des Euro ist so gut wie ausgeschlossen. Der direkte Übergang von einem kräftigen Abwärtstrend in einen kräftigen Aufwärtstrend ist ohnehin ein sehr seltenes Phänomen.
Auf dem Wochenchart (siehe oben) dominieren schwarze Euro-Verlustkerzen. Hatte die Talfahrt bis zur letzten Woche noch einen linearen Charakter, so wurde sie mit dem Wochenschluss von 1,0380 parabelförmig. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Verkäufer dabei sind, sich zu übernehmen.
Nachdem der Euro in der nächsten Woche (wahrscheinlich in der ersten Wochenhälfte) noch einmal die volle Breitseite der Verkäufer abbekommen und auf etwa 1,03 Franken fallen dürfte, käme es dann im weiteren Wochenverlauf zu einer Erholung. Parabelförmige Abwärtsbewegungen sind von kurzer Dauer sind.
Nach elf Verlustwochen in Folge würde sich für den Euro auf dem Wochenchart schlussendlich eine weiße Gewinn-Kerze bilden. Im besten Fall könnte der Wochenschlusskurs am 10. Dezember dann bei 1,0460-1,0500 liegen.