Die Themen hohe Euroraum-Inflation und Sicherer Hafen untermauern den Schweizer Franken. Der Eurokurs ist bei 1,04 Franken ziemlich ungeschützt. Er droht von einer fünften Verkaufswelle erfasst zu werden.
Ob die Inflation in der Eurozone zurückgehe, werde sich möglicherweise erst Mitte 2022 zeigen, sagt Österreichs EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann.
Aktuell ist die Inflation in den Euro-Staaten um 3,5% höher als in der Schweiz. Weil das deutlich mehr gegenüber den Vorjahren ist, als es im Schnitt 1,5-2% waren, schmeißen institutionelle Anleger die Inflationswährung Euro aus ihren Depots.
Vier Verkaufswellen suchten den Euro-Franken-Kurs seit September 2021 heim. Das führte zu einem Absturz von 1,0940 auf 1,0375. Die, die am Euro festhalten, fürchten eine fünfte Verkaufswelle.
Derweil haben die Devisenexperten der Credit Suisse ihre Einschätzung für den Euro-Franken-Kurs von "neutral" auf "negativ" abgestuft. Die zweitgrößte Bank der Schweiz rechnet mit einer fünften Verkaufswelle.
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Weil man keine Ahnung habe, wohin es mit der Inflation gehe, bewege sich die EZB mit ihrer Geldpolitik auf eine Nebelwand zu. Man müsse auf Sicht fahren, räumt OeNB-Chef Holzmann ein.
In den USA ist man einen Schritt weiter: Die US-Notenbank (Fed) hat inzwischen eingestanden, dass die hohe Inflation nicht vorübergehend ist.
Die Inflation als vorübergehend zu charakterisieren, sei die schlechteste Inflationsprognose der Fed in der Geschichte gewesen, urteilt Ex-Pimco-CEO und Allianz-Marktexperte Mohamed El-Erian.
Anders als die Amerikaner rückt die Führung der Europäischen Zentralbank (EZB) keinen Millimeter von der Einschätzung ab, dass die hohe Inflation vorübergehend sei.
Ausblick
Die EZB verharmlost Inflationsrisiken. Solange sich das nicht ändert, bleibt der Euro schwach oder wird noch schwächer. Weil die Inflation in der Schweiz bei 1,5% tief verankert ist, steht der Franken in unsicheren Zeiten wie ein Fels in der Brandung.