Plötzlich ist 1 Euro 1,0455 Franken wert. In der letzten Woche waren es 1,0375. Am Devisenmarkt findet momentan eine Bewegung rein in den Euro statt. Kommt der Franken nun unter die Räder? Geht es für EUR/CHF weiter auf 1,05?
"Aktuell sehen wir keine Impulse für eine nachhaltige Erholung des Euro", dämpft Raiffeisen Schweiz die Erwartungshaltung. Ein Austauschverhältnis von 1 Euro = 1 Franken (Parität) sei nur eine Frage der Zeit, ist sich das Geldhaus sicher.
Tatsächlich könnte es zu früh sein, den Euro gerade jetzt abzuschreiben. Ursache ist sein verbessertes Standing gegenüber dem US-Dollar. Ein Absturz des Euro-Dollar-Kurses unter 1,10 ist passé. Stattdessen marschiert das Devisenpaar Richtung 1,15.
2021 haben EUR/CHF-Kurs und EUR/USD-Kurs einen hohen Gleichlauf. Es gibt bisher keine Anzeichen, dass dieses von Statistikern als Korrelation bezeichnete Phänomen gebrochen wird. Der Gleichlauf dürfte sich vielmehr fortsetzen.
- Schwächt sich der Euro zum US-Dollar und Schweizer Franken ab (so wie das die meiste Zeit des Jahres 2021 der Fall war), sprechen Devisenexperten von einer generellen Euro-Schwäche.
- Legt die Gemeinschaftswährung hingegen gegenüber den beiden Sicheren Häfen zu, liegt eine Euro-Stärke vor.
- Dass der Euro am Anfang einer Stärkephase stehen könnte, darauf deuten auch seine jüngsten Kursgewinne gegenüber dem Britischen Pfund hin.
"In den vergangenen Jahren existierte ein spürbarer Zusammenhang zwischen dem Euro-Dollar und dem Euro-Franken-Kurs", heißt es in einer Analyse der Landesbank Hessen-Thüringen.
Der Euro-Franken-Kurs hat womöglich zu viel abbekommen. Denn der Dollar legte in den letzten Monaten aufgrund eigener Stärke - dem Ausblick auf höhere US-Leitzinsen - zum Euro zu. Auch dann sank wegen der hohen Korrelation EUR/CHF.
Diese ungerechtfertigte Aufwertung des Schweizer Franken zum Euro dürfte rückgängig gemacht werden. Nach dem brachialen Absturz der Euro-Franken-Rate von 1,0940 auf 1,0375 gibt es daher nun Erholungsspielraum auf 1,05-1,06.
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