Der Schweizer Franken setzt sich auf der Zielgeraden des Jahres 2021 ab, und so sinkt der EUR/CHF-Kurs auf 1,0340. Der Euro habe seine Funktion zur Wertaufbewahrung verloren, sagt Thomas Mayer. Laut dem früheren Chefvolkswirt der Deutschen Banken kommt es 2022ff noch schlimmer.
Beim Schweizer Franken ist die Funktion der Wertaufbewahrung wegen der niedrigen Inflation intakt. Wer in die Schweiz fährt, sich am Geldautomaten 5000 Franken holt und die Scheine zu Hause unters Kopfkissen legt, sichert sich schweizerische Geldwertstabilität. Hintergrund: Der Euro werde zur neuen italienischen Lira, erwartet Mayer.
Alles Panikmache, sagen Kritiker. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe die besten Experten. Und laut denen werde die Inflation in den kommenden Jahren auf 1,6% sinken. Es gebe damit überhaupt keinen Grund sich verunsichern zu lassen. Die Euro-Ersparnisse seien sicher.
Man müsse sich in den nächsten vier bis sechs Jahren auf Inflationsraten in Deutschland, Österreich und den anderen Euroländern von 4-6% einstellen, widerspricht Mayer. Die Beteiligten (der EZB) werden zwar sagen, dass die hohe Geldentwertung vorübergehend sei. Dem sollte man aber kein hohes Gewicht beimessen.
Demgegenüber steht die Schweiz. Hier lag die Inflation zuletzt bei 1,5%. Und dort dürfte sie auch bleiben. Anders als die Europäische Zentralbank (EZB) wurde die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht zur Banca d'Italia umstrukturiert. Die Geldwertstabilität ist damit auch für die kommenden Jahren gewährleistet.
Für jemanden mit hohen Euro-Ersparnissen auf dem Bankkonto ist die Lage beängstigend: Der sehr starke Inflationskontrast zwischen der Eurozone und der Schweiz beginnt nämlich gerade erst von institutionellen Großanlegern berücksichtigt zu werden. Der Devisenmarkt hatte es bis zuletzt abgelehnt, sich diesem Thema zu stellen.
Erst Mitte September 2021, als man einräumen musste, dass die seinerzeit tiefe Inflationsprognose der EZB für 2022 von 1,7% für den Papierkorb war, begann der Devisenmarkt den Euro zum Schweizer Franken abzuwerten. Inzwischen flüchten immer mehr Anleger aus der Eurozone in die Schweiz.
Das führt zu einer Situation, in der man keinem Experten mehr trauen kann. Ein Beispiel:
Ein bekannter Vermögensverwalter gibt einer renommierten Tageszeitung ein Interview: "Mit dem Euro ist alles in Ordnung. Der Schweizer Franken wird sich wieder abschwächen."
Dahinter steckt das Kalkül die anderen abzulenken. Der Vermögensverwalter versucht seine Euro-Bestände zu Kursen von 1,03-1,04 Franken rasch loszuwerden, ehe der Wechselkurs (auch gespeist von seinen Euro-Verkäufen) auf die Parität fällt.
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