Der Euro sank zwischen April 2018 und Dezember 2021 von 1,20 auf 1,04 Franken. Damit stellt sich die alles entscheidende Frage: Wie lange dauert die Talfahrt noch? Eine ganze Weile. Es ist noch nicht einmal Halbzeit. Der Euro dürfte bis zum Jahr 2025 auf 0,90 Franken sinken, ehe er sich auf 0,98 erholt.
Beim Schweizer Franken handelt es sich traditionell um eine Währung mit niedriger Inflation. Er ist seinem Ruf als "sicherer Hafen" stets gerecht geworden. Dagegen kam selbst die "harte" Deutsche Mark (DM) nicht an. 1970 gab es für eine D-Mark 1,17 Franken. Bei der Euro-Einführung 1999 waren nur noch 0,82.
Während sich die DM zum Franken noch einigermaßen auf Augenhöhe bewegte, waren die Fliegengewichte französischer Franc und italienische Lira hoffnungslos unterlegen.
Von Nichts kommt nichts
Vor 50 Jahren brauchte es 1,29 französische Franc um ein Schweizer Franken zu erwerben. Als sich das in Sachen Währungspolitik wankelmütige Frankreich dann in den Euro rettete, nachdem es 1959 seinen alten französischen Franc zu einem neuen französischen Franc aufgemotzt hatte, waren 4,10 Franc nötig.
Ein noch größeres Weichwährungsland ist Italien. Es wertete seine Lira von 145 per 1 Franken 1970 auf 1.210 Lira per 1 Franken 1999 ab. Die Lira schwächte sich damit um über 700 Prozent gegen den Schweizer Franken ab. Beim französischen Franc waren es mehr als 200%.
Der Euro hat gegenüber dem Schweizer Franken seit seiner Einführung ein Drittel seines Wertes verloren. Seitdem der französische Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, im Jahr 2010 begann Staatsanleihen der südeuropäischen Euro-Staaten aufzukaufen, hat der Euro alleine 28% verloren.
Hintergrund: In den 00er-Jahre wurde im Euroraum eine solide Währungspolitik gemacht. Mit dem Schwenk Trichets, der eigentlich als Stabilitätspolitiker galt, ging der Euro dann vor die Hunde. Der Franzose soll es Deutschland übel genommen haben, dass es mit seinen Arbeitsmarktreformen die Löhne gesenkt hatte.
Parität nur Durchgangsstation
Der Euro ist heute zu 80% eine Mixtur aus französischem Franc und italienischer Lira. 20% D-Mark stecken noch ihm. Tendenz sinkend. Die Kursentwicklung verläuft seit 1970, als der Goldstandard verlassen und freie Wechselkurse eingeführt wurden, immer nach demselben Muster.
Am Anfang eines acht bis zwölfjährigen Wechselkurs-Zyklus schwächt sich Euro (bzw. seine Vorgängerwährungen) massiv zum Schweizer Franken ab. Gegen Ende holt der Euro dann etwas auf.
Aktuell läuft der fünfte große Wechselkurs-Zyklus: Er begann im April 2018. Damals gab es für den Euro 1,20 Franken. Aktuell sind es 1,04. Die Abschwächung dürfte sich bis 2025 fortsetzen. Der Euro sinkt bis dahin auf 0,85-0,95 Franken. Anschließend setzt eine etwa dreijährige Stabilisierung mit einem leichtem Anstieg auf höchstens 1 Euro = 1 Franken ein.
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