Die Möglichkeit eines erneuten Rückfalls des Euro gegenüber dem Franken lässt sich nicht von der Hand weisen. Das weiß auch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie rettet mit ihrem die Schweizer Wirtschaftsleistung erheblich übersteigenden Fremdwährungsbestand einen Milliardengewinn über die Ziellinie. 2022 geht der Schuss nach hinten los.
Devisenmarkt-Akteure schrecken bisher zurück sich noch stärker im Euro zu engagieren, nachdem dieser von 1,0325 auf 1,0510 Franken nach oben gesprungen ist. Dafür gibt es zumindest in der kurzen Sicht keinen Grund, zeigt ein Blick auf die Wirtschaft. Die Eurozone befindet sich laut den Konjunkturforschern des Beratungsunternehmen Sentix in einem Wirtschaftsboom.
Die Schweiz und der Euro
In den ersten neun Monaten des Jahres hatte die SNB einen Gewinn von 41 Milliarden Franken erzielt. Im Schlussquartal gab es dann eine kalte Dusche. Die SNB machte laut Schätzungen der UBS einen Verlust auf ihre Devisenreserven von 23 Milliarden Franken.
Ursache war die merkliche Aufwertung des Schweizer Franken gegenüber Euro und US-Dollar. Setzt der Franken seine Stärkephase 2022 fort, wird die SNB Verluste im mittleren zweistelligen Milliardenbereich erleiden. Damit hätten die Währungshüter mal eben 10% des Schweizer Bruttoinlandsproduktes (BIP) verfrühstückt.
Die Zukunft des Euro wird sich wahrscheinlich in diesem Jahr entscheiden, erwartet der Experte Richard Cookson. Die Gemeinschaftswährung sei vor einem "Make-or-Break Year". 2022 gehe es um alles, sagt der frühere Fondsmanager bei Rubicon Fund Management der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Aus der Perspektive der Schweiz ist es fatal immer noch so viele Euros zu besitzen. Man hat sich von der Europäischen Zentralbank (EZB), die vorgab, sich ausschließlich um stabile Preise zu kümmern, hinters Licht führen lassen. Die stuft nämlich die hohe Inflation auf Druck der französischen- und italienischen Regierungen als vorübergehend ein. Die EZB sei in keiner Weise unabhängig, stellt Cookson fest.
Ohne eine unabhängige EZB, die sich zu 100% um Geldwertstabilität kümmert, sind die Chancen des Euro gegenüber dem Schweizer Franken zu bestehen, gering. Dem Euro kann damit nur eine Schuldenvergemeinschaftung aus der Patsche helfen. Und das wäre auch nur vorübergehend. Der Einstieg wurde mit dem EU-Aufbaufonds vor anderthalb Jahren gemacht. Damals stieg der Euro-Franken-Kurs von 1,05 auf 1,09.
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